August 2011
31.08.11 Beim Freiflug der Jungtauben am Morgen hat sich der Habicht mal wieder blicken lassen. Ich hätte es gar nicht gemerkt, wenn nicht die Zuchttauben und auch die Witwer samt und sonders aus der Voliere bzw. der Dachvoliere in den Schlag verschwunden wären. Beim Blick an den Himmel, der dann ja automatisch schon folgt, sah ich den Greifvogel dann. Zunächst fehlte unser fast weißer Jungvogel 424, aber er kam dann irgendwann alleine hoch aus dem Südosten angeflogen.
Auf dem Witwerschlag lassen wir ja jetzt nur die Eier überbrüten. Nur die Eier des 236, der an einer Halbschwester sitzt, lassen wir bei einem Ammepaar großziehen. Die Jungen sind nun ausgekommen. Ich bin mal gespannt wie sie werden.
30.08.11 Heute ist vom Preisflug am 16.08. der junge Vogel 431 zurückgekehrt. Etwas Lehm am Fuß, aber sonst in sehr gutem Zustand. Ich denke in den nächsten Tagen werden noch weitere Junge zurückkommen. Hoffentlich! Er wurde zunächst alleine gesetzt und erhielt eine Chevicol-Kapsel und wurde 2 Stunden später satt gefüttert. Im Wasser hat er Tollyamin.
Die anderen Jungen erhielten ihren gewohnten Freiflug und zogen etwa eine Stunde. Nachdem vom Sonntag einige fehlen macht man sich ja so seine Gedanken, aber die Jungen sind augenscheinlich gesund. Denn sonst wäre ihr Flugverhalten anders.
Ich mache mir aktuell viele Gedanken um die Zuchttauben und das Vorgehen in der Zucht an sich. Ich denke, dass wir Taubenzüchter da vieles falsch machen. Wir züchten aus dem Taubenmaterial was wir haben, eigentlich zu wenig Junge. Im Grunde wäre es - wenn machbar - am sinnvollsten nur ganz wenige Zuchttauben zu halten und aus jeder Zuchttaube am Besten 8 Junge für die Reise zu ziehen. Die Zuchttauben müssen dann natürlich selbst erstklassige Flieger oder Vererber sein oder aus ebensolchen kommen. Und auch in den weiter zurückliegenden Generationen muss Leistung da sein. Im Grunde ist es doch lächerlich, dass wir vielleicht vier Junge aus einem Paar ziehen und dann hoffen, dass da ein As dazwischen sitzt. Aus dem Vater unseres guten Jährigen 236 haben wir dieses Jahr 6 Junge gezogen. Es sind 4 Vögel und 2 Weibchen. Nimmt man diese dann in die Hand, dann stellt man fest wie unterschiedlich diese Geschwister doch sind. Allein der Körperbau ist schon sehr verschieden von Taube zu Taube. So ist es sicherlich auch im Kopf (also Fähigkeiten zur Orientierung, Intelligenz etc.). Und wir erwarten dann, dass bei den drei oder vier Jungen, die wir aus einer Taube/einem Paar haben, dann ein As ist oder zumindest eine sehr Gute. Eigentlich ist das völlig unsinnig. Vielleicht sollte man das gesamte Vorgehen in der Zucht mal überdenken. Ich werde mir nach der Reise jedenfalls viele Gedanken darüber machen, wie wir nächstes Jahr vorgehen.
29.08.11 Leider ist heute keine einzige der 7 fehlenden Jungtauben nachgekommen. Es hat geregnet und war weiter sehr windig. Ich fürchte sie sitzen recht weit östlich. Das kennen wir aus den Vorjahren bei diesen Winden. Hoffentlich ändert sich das Wetter bald. Seit zig Wochen haben wir nun diesen gleichbleibenen West- oder Südwestwind. Mal schwächer, mal stärker. Für die Jungtierreise sind uns die Preise egal, aber für Züchter, die wert darauf legen, ist es schon teilweise extrem, wie der Wind in unserer RV die Preisvergabe beeinflusst. V.a. die Vergabe der Spitzenpreise.
Unsere Jungen hatten heute normal Freiflug und waren etwa 40 Minuten in der Luft. Für einen Montag nach einem nicht ganz leichten Flug ist das absolut ok. Es war uns ja bewusst, dass es für unsere Jungen ein schwieriges Jahr wird, weil sie keine Vorflüge etc. hatten. Aber die Wetterbedingungen machen es leider noch zusätzlich schwierig. Zwei Flüge stehen nun noch auf dem Programm. Mal sehen wie das Wetter mitspielt und ob wir die beiden Flüge noch mitmachen. Eigentlich müssen die Tauben aber mit, denn bisher waren sie nur 4 mal im Express. Das ist kein sonderlich großer Lerneffekt, auch wenn sie schon bis 240 KM waren.
28.08.11 Es ist jetzt 8.15 Uhr. Unsere Tauben wurden um 7.50 Uhr in Wiesentheid aufgelassen. Der Auflass erfolgte gemeinsam mit der Lippetaler RV Hamm, sodass insgesamt etwas 4.000 Tauben gestartet sind.
Ursprünglich war für unsere RV ein Flug ab Schweinfurt vorgesehen. Leider ist der zertifizierte Auflassort dort inszwischen so verbaut, dass kaum LKW auf den Platz passen. Daher hat sich unsere RV entschiedne etwa 20 KM weiter zu fahren auf den nächsten zertifizierten Auflassort. Allerdings frage ich mich, warum es vom Verband noch keine Meldung zu den Veränderungen in Schweinfurt gibt. Vermutlich hat der Verband wiederum keinerlei Kenntnis darüber. Und da fragt man sich schon, wie dieses System mit den zertifizierten Auflassplätzen eigentlich in Realität funktioniert.
Das Wetter hier und auf der Strecke scheint recht gut zu sein. Es ist noch ziemlich frisch und es kommt nun Wind aus Südwest auf, der auch noch relativ stark werden soll. Mal sehen wie es läuft.
Es ist jetzt schon 22 Uhr. Es lief nicht so gut wie erhofft. Dass wir nur 10 Preise machen ist geschenkt und nicht wirklich ein Problem. Dass jetzt am Abend noch 7 Junge fehlen ist sehr ärgerlich. Ich hoffe morgen früh kommt noch die ein oder andere. Ich habe allerdings Frühdienst und kann erst nachmittags nachsehen, was nachgekommen ist. Ausführlicheres zum Flug dann morgen.
27.08.11 Wir haben heute 40 Jungtauben für den Preisflug ab Wiesentheid eingesetzt. Einen Jungen Vogel habe ich zuhause gelassen. Der 405 ist erst am Montag morgen gekommen und irgendwie nicht entsprechend zurecht. Warum auch immer. Vielleicht nehme ich ihn noch vom Schlag. Wegjagen muss man ihn ja auch nicht, indem man ihn dann setzt für den Flug. Die anderen Jungen waren meiner Meinung nach in guter Verfassung. Wieder einen Tick zu schwer, aber das ist kein Problem. Für den Preisflug hoffe ich natürlich, dass das Wetter mitspielt. Nach Gewittern und Regen in den letzten Tagen soll es morgen früh eigentlich gute Bedingungen geben.
26.08.11 Liebe Leser, wundert euch nicht. Durch ein Versehen habe ich die Einträge für den August fast vollständig gelöscht. Ich fürchte, ich kann sie auch nicht wieder herstellen. Ich werde einfach ab heute so weiter schreiben, und tun, als wäre nichts gewesen...
Vor etwa einer Woche hatte ich an dieser Stelle über einen Bericht von Andre Christiaens in „De Duif“ geschrieben. Es ging dort um die Jungtaubenverluste und die Jungtaubenkrankheit und die Vermutung, dass dieses mit chemischen Phosphaten zusammenhängt. Diese Phosphate werden insbesondere zur Unkrautvernichtung eingesetzt, schreibt Christiaens. In der aktuellen Ausgabe führt er dieses nun weiter aus und erklärt, dass diese Phosphate u.a. die Widerstandskraft senken können. Er sieht sie auch als schädlich für uns Menschen an und sagt, dass es den Verdacht gibt, dass frühzeitige Demenz, also hirnorganische Veränderungen damit zusammenhängen kann. Als Folge des massiven Gebrauchs von chemischen Phosphaten befürchtet man „Superinfektionen“. So wie sich Erreger bei massivem Antibiotika(miss-)gebrauch darauf einstellen und resistent werden, so ist dieses auch denkbar gegenüber diesen chemischen Phosphaten. Christiaens fordert den K.B.D.B. auf dieser Vermutung auf den Grund zu gehen.Beurteilen kann ich das alles natürlich nicht. Dazu fehlt mir das Fachwissen. Aber interessant ist der Ansatz allemal und es wäre sicherlich möglich eine Studie zu diesem Thema durchzuführen. Vielleicht fühlt sich ja auch unsere Taubenklinik diesbezüglich angesprochen.
Als ich unsere Jungtauben heute morgen hereinholte – sie waren etwa 70 Minuten stramm geflogen, aber im Gegensatz zu gestern nicht weit weg gezogen – fehlte ein junger Vogel. Er hat vor der Brust ein kleines Sträußchen und daher fiel mir sein fehlen unmittelbar auf. Auf dem Dach war er nicht, er flog nicht, obwohl der Schwarm wirklich die ganze Zeit zusammen am Haus geflogen hatte. Natürlich hat man dann gleich die Vermutung , dass der Habicht zugeschlagen hat. Aber etwa zwei Stunden später – ich war gerade hinter dem Haus – tauchte er dann quietschfidel wieder auf. Ihm fehlte nichts. Keine Ahnung wo er sich herumgetrieben hatte.
Für ein spezielles Gelege für die Zucht habe ich mir von einem Sportfreund unserer RV eine Täubin zurückgeholt, die noch aus einem unserer Stammpaare kommt. Diese habe ich nun in Linienzucht an ihren Neffen gepaart. Die Täubin hat gestern das erste Ei gelegt und ich hoffe, dass alles befruchtet ist und gut auskommt und bin ganz gespannt auf die Jungtiere. Hintergrund ist, dass unser guter Jähriger 236 väterlicherseits genau aus dieser Sorte in Linienzucht stammt. Diese robuste Linie möchte ich unbedingt erhalten neben dem Versuch hier und da schnellere Tauben einzuführen. Denn sie sind nicht nur robust, sondern auch schön.
Nochmal etwas zu den Witwern - sie sind ja noch getrennt. Ich hatte mehrfach über den Schwulen 225 geschrieben. Sein Partner ist schon lange vom Schlag, aber er hat sich schon wieder einen neuen Partner gesucht. Und das ist doch wirklich extrem ungewöhnlich alles. Ob er der/die 225 ein Zwitter ist? Das Verhalten ist doch kaum noch nachzuvollziehen. So kann die Taube nicht in der Mannschaft bleiben, auch wenn für einen Jährigen ordentliche Ergebnisse zu verzeichnen waren.