| | Seit je her bewundere ich Sportfreunde, die mit (relativ) kleinen oder kleinsten Beständen regelmäßig schöne Erfolge feiern. Gerade in der heutigen Zeit, in der so mancher Top-Schlag mit weit über 100 hochprofessionell geführten Tauben die Reise beginnt, ist es umso schwerer mit einem sehr kleinen Bestand erfolgreich zu sein.
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "De Duif" findet sich nun ein Interview mit dem bekannten belgischen Sportfreund Albert Derwa, der seit vielen Jahren mit einem geradezu winzigen Reisebestand immer wieder tolle Ergebnisse erzielt. In diesem Jahr begann Sportfreund Derwa die Alttierreise mit 3 alten und 9 jährigen Weibchen und dennoch geland es ihm am Ende die 4. nationale As-Taube auf der Kurzstrecke in Belgien zu stellen.
Es war mir wirklich ein Vergnügen das Interview mit diesem Taubenexperten zu lesen und ich wünschte mir, dass man beispielsweise auch in unserer deutschen Verbandszeitschrift "Die Brieftaube" regelmäßig Artikel oder Interviews über solch herausragende Züchter mit kleinen Beständen (und die gibt es auch noch bei uns in Deutschland) veröffentlichen würde. Albert Derwa hat in dem veröffentlichten Gespräch so viele richtige und wahre Dinge gesagt, dass es einfach lohnt sich darüber auch einmal Gedanken zu machen.
So sagt er beispielsweise folgendes: "Ich habe diese Saison nicht viele nationale Flüge bestritten. Ich habe nicht genug Tauben, um Risiken einzugehen, und nichts ist so unfair wie nationale Flüge. Wenn man in der falschen Lage wohnt, dann hat man von Anfang an keine Chance zu gewinnen. Ich möchte Spaß haben und früh spielen. Wenn ich nicht früh spielen kann, warum sollte ich dann Risiken eingehen? Ich möchte dann lieber Spaß an den Sprint- und Mittelstreckenrennen haben."
Immerhin haben die Züchter in Belgien die Möglichkeit zu wählen an welchen Flügen sie teilnehmen. Ob sie die Nationalflüge der Tagesweitstrecke mitmachen oder einen kurzen Flug vorziehen. Hier in Deutschland gibt es an jedem Wochenende nur einen Flug pro Region und daran muss man teilnehmen oder das ganze Reisejahr ist letztlich schon kaputt, denn viel mehr als irgendwelche Meisterschaften über X Flüge zählt hier bei uns gar nicht mehr.
Leider ist der Brieftaubensport nicht nur hier in Deutschland, sondern auch in Belgien oder den Niederlanden extrem komerziell geworden. Da tut es mir persönlich gut von einem Klasse-Züchter wie Albert Derwa folgendes zu lesen:
"Freude an meinen Tauben und Spaß, das ist das Einzige, was mich interessiert. Alle wollen nur auf die Weitstrecke, die auch kommerziell interessanter ist, aber das interessiert mich nicht. Ich spiele nicht des Geldes wegen. Wir haben keine Kinder und wie haben alles, was wir zum Glücklichsein brauchen. Warum sollte ich also mit meinem kleinen Team Risiken eingehen? Für einen zusätzlichen Titel? Was nützt mir das, ich verkaufe sowieso nicht. Ich habe meine guten Tauben nie verkauft."
Da steht einfach ein Taubenkenner mit beiden Beinen voll im Leben und hat eine wunderbar gesunde Einstellung zu unserem Hobby. | | | |
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