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Samstag, 15.11.2025
Sascha am 15.11.2025 um 06:45 (UTC)
 Kürzlich hatte ich hier ein Foto von unserer Winterfuttermischung veröffentlicht, zu der mir jemand schrieb, dass darin zu viele Erbsen enthalten seien. Abgesehen davon, dass in der Mischung nur sieben Prozent Erbsen und keine weiteren Hülsenfrüchte eingemischt sind, ist es mir immer ein wenig rätselhaft geblieben warum viele Sportfreunde solche Bedenken wegen der Verfütterung von Erbsen oder weiteren Hülsenfrüchten haben.
Es ist, so denke ich, mehr als zwanzig Jahre her als uns über die Brieftaubenmedien vermehrt erklärt wurde, dass man mit Hülsenfrüchten vorsichtig sein solle, dass diese schwer verdaulich seien, relativ wenig verwertbares Eiweiß enthalten würden und besonders die Reisetaube eher durch den Verdauungsprozess körperlich belasten würden.
Speziell in der Reisezeit schlugen daher Vertreter der Industrie alternativ vor zur Eiweißversorgung bestimmte Eiweiß-Pulver einzusetzen und auf Hülsenfrüchte in den Reisemischungen weitgehend zu verzichten. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass in Hanf, Raps und anderen relativ fetthaltigen Saaten auch sehr viel Eiweiß enthalten sei, das zudem von seiner Struktur noch werthaltiger und leichter verdaulich sei als das Protein in Hülsenfrüchten.
Inhaltlich ist das richtig und man sollte es mit den Hülsenfrüchten im Futter nicht übertreiben. Andererseits wuchsen früher die Jungtauben auch bei einer reinen Verfütterung der sogenannten "Lütticher Mischung" mit einem Erbsenanteil von mehr als fünfzig Prozent gut auf.
Selbst setzen wir rund um das Jahr für die Versorgung mit Eiweiß zusätzlich zu unseren Futtermischungen das Konditionspulver von Dr. Marien ein, welches tierisches Eiweiß enthält.
Dennoch würde ich im Futter niemals auf einen gewissen Anteil Erbsen oder auch Linsen oder Wicken verzichten wollen. Wenn man sich einmal die angebotenen Futtermischungen diverser erfolgreicher Züchter ansieht, welche von verschiedenen Herstellern vertrieben werden, dann sind doch auch fast immer ein gewisser und oft nicht geringer Anteil Hülsenfrüchte enthalten.
Beispielsweise in der "Prange Grand Prix-Mischung von Beyers und ebenso in der "Koopmann All in One-Mischung " oder in der "Verkerk-Sport-Mischung" des gleichen Herstellers. Diese Mischungen sind allesamt auch für die Reise geeignet und konzipiert.
Auch Mischungen anderer Hersteller wie etwa die "Fröhlingsdorf-Mischung Nr. 735" der Firma Vanrobayes oder das "Elite- Racing" von Robert Maas, welches bei Mifuma gemischt wird, sowie das "Sander-Reise" der Firma Spinne oder das "Premium Atheltic" von Matador sind allesamt Futtermischungen für die Reise, die einen angemessenen Anteil Erbsen und weitere Hülsenfrüchte enthalten.
Dass Hülsenfrüchte in der Reisezeit durchaus ihren Nutzen haben scheint mir also ersichtlich und nachvollziehbar.
In der Mauser- und Zuchtsaison erfüllen sie ihren Zweck als Proteinlieferant ohnehin.
Aber was ist nun in der Winterzeit, wenn man nicht gerade von der Mauser fast ohne Pause in die Zuchtsaison übergeht und die Tauben "leichter" füttern möchte?
Ich denke dass Erbsen und weitere Hülsenfrüchte gerade auch in Futtermischungen für die Ruhezeit wichtig sind. Sie liefern auch hier Eiweißbausteine und auch wenn die Tauben festsitzen und keinen Freiflug haben erfüllen sie auch in dieser Zeit ihren Sinn. Auch weil sie besser sättigen bei knapper Fütterung und weil sie neben Eiweiß bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, die in anderen Körner, die kohlehydratreich oder fettreich sind, deutlich weniger enthalten sind. Unsere Brieftauben sind letztlich körperlich ja vor allem eines: ein Muskel. Das Muskelfleisch muss aber am Ende auch immer mit Eiweiß versorgt werden, selbst wenn die Tauben festsitzen. Viele körperliche Prozesse benötigen Eiweiß und Hülsenfrüchte können da einen guten Beitrag zur Versorgung leisten.
 

Donnerstag, 13.11.2025
Sascha am 13.11.2025 um 08:07 (UTC)
 Die aktuellen Außentemperaturen sind frühlingshaft. Um die 15 Grad Celsius und mehr haben wir im Tagesverlauf. Das wird sich hoffentlich bald ändern. Aber momentan achte ich sehr darauf, dass ich den Tauben nicht zu viel Futter gebe, denn da die Mauser praktisch abgeschlossen ist und die Tiere festsitzen und keinen Freiflug haben, benötigen sie kaum Energie. Wenn man dann einige Tage zu viel füttert werden die Tiere schnell zu schwer. Das muss nicht sein.
Ansonsten sehen die Tauben jetzt bei den angenehmen Temperaturen und mit fast fertigem und neuem Federwerk selbstverständlich prima aus. Wenn man sie dann noch ein Mal die Woche baden lässt sind sie in einer hervorragenden Verfassung. Es ist sehr schade dass man aufgrund der Greifvögel keinen Freiflug geben kann, wobei ich dazu tendiere in Kürze einmal wieder einige Tauben herauszulassen. In einer kleinen Gruppe und nicht zu lange. Vielleicht geht es hin und wieder ohne Greifvogelangriff. Tauben wollen fliegen und Tauben sollten nach Möglichkeit auch fliegen. Deswegen werde ich es, sobald es die Zeit zulässt, wahrscheinlich einmal versuchen nachmittags. Es gibt Züchter in unserer RV, welche die Tauben täglich herauslassen und wo es kaum Probleme mit den Greifern gibt, während es nur wenige Kilometer entfernt nahezu unmöglich ist Tauben herauszulassen. Hier bei uns sehe ich immer mal wieder den Habicht vorbei ziehen. Aber vielleicht habe ich Glüch und erwische ein Zeitfenster beim Freiflug der Tauben, in dem er nicht hier ist.
Neben einer möglichst natürlichen Versorgung ist es mir auch wichtig die Tauben selbst relativ natürlich zu halten und dazu gehört eben auch Freiflug so gut es geht.
 

Dienstag, 11.11.2025
Sascha am 11.11.2025 um 07:30 (UTC)
 Mit Blick auf meinen letzten Beitrag hier an dieser Stelle habe ich mir einmal die aktuelle Verbandszeitschrift vorgenommen und die Auktionstauben, die dort für die große Auktion am Samstag in Kassel aufgeführt sind, mit den angeboetenen Auktionstauben von vor einem Jahr verglichen. Es ist für mich ein Stück weit erschreckend. Gut zwei Drittel der Tauben, die in der Auktion stehen kommen vion Schlägen, deren Tauben auch im vergangenen Jahr angeboten wurden. Zweifellos sind darunter hervorragend reisende Züchter mit sehr guten Tauben. Aber insgesamt wirkt das Angebot der Tauben doch extrem einfallslos. V.a. wenn man darüberhinaus betrachtet, dass man auf der größten deutschen Auktionsseite im Internet von vielen dieser Züchter aktuell und auch rund um das Jahr viele Tauben in großer Zahl ersteigern kann. In Auktionen, welche diese Schläge ein oder zwei oder mehrmals im Jahr eigenständig organisieren oder auch in Auktionen, in denen Spendentauben dieser Züchter angeboten werden.
Mir persönlich ist das alles zu lieblos und mit zu wenig Kreativität aufgezogen. Die besten Schläge und Züchter vieler Regionen und Regionalverbände sucht man in der Autkion unseres Verbandes doch vergeblich. Stattdessen die immergleichen Züchter und ein nicht geringer Anteil reiner Verkaufsschläge.
Wir haben in Deutschland etwa 60 Regionalverbände. Es wäre doch beispielsweise denkbar von allen Regionalverbandssiegern des Jahres eine Taube aus deren allerbesten Tieren anzubieten. Für mich hätte das einen viel größeren Reiz. Vielleicht würde dann auch auffallen, dass die allemeisten dieser Tauben nicht aus den aktuell in Massen vermarkteten Linien kommen.
So wirkt mir diese Auktion unseres Verbandes auch immer wie eine Werbeplattform für die Taubenverkäufer, auf der man jährlich bestimmte Taubenlinien platziert. Noch findet man sehr viele "Leidemann-Tauben". Noch lassen sich diese gut verkaufen. Aber der Hype wird nun bald nachlassen. Vor etwa einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle, dass man sicher bald viele "Van-Gaver-Tauben" kaufen könne. Und schaut man nun in den Auktionskatalog in der Verbandszeitschrift, dann tauchen da mehr und mehr Tauben der Linie "Van Gaver" auf.
Ich möchte hier gar nicht darüber diskutieren ob diese Tauben gut oder schlecht sind. Es werden schon durchaus Tauben mit entsprechend guter Qualität darunter sein. Aber die Auktion macht doch den Eindruck, dass wir der Qualität unserer eigenen, deutschen Tauben nicht trauen und dass wir lieber in großer Zahl Tauben mit belgischen oder niederländischen Vorfahren anbieten. Wenn die Tauben aus unseren westlichen Nachbarländern aber wirklich besser sind als unsere und daher auch besser verkauft werden können, dann sollten wir doch überlegen warum das so ist und in der Folge vielleicht darüber nachdenken auch unser Reisesystem dem anzupassen, zumindest so gut das möglich ist, was man in Belgien oder den Niederlanden praktiziert. Stattdessen lassen wir hier seit Jahren und Jahrzehnten alles beim Alten, fahren in die Nachbarländer und kaufen dort Tauben und bieten dann die Nachzucht dieser Tauben hier an. Ich halte das insgesamt für eine sehr seltsame Art unser Hobby hier in Deutschland zu betreiben.
 

Sonntag, 09.11.2025
Sascha am 09.11.2025 um 05:40 (UTC)
 An diesem Wochenende findet in Asten, Niederlande die sogenannte "Golden Ten-Versteigerung" statt. Unter Federführung der Zeitschrift "De Duif" werden Tauben von bekannten und erfolgreichen Züchtern angeboten und zu teilweise enormen Summen verkauft. Bereits am gestrigen Samstag wurde eine Summe von fast 1,5 Millionen Euro in der Auktion erzielt. Heute erfolgt dann der zweite Teil der Versteigerung.
Das gehört wohl auch zum heutigen Brieftaubensport dazu. Ich selbst bin gar kein Freund von all diesen Versteigerungen und Verkäufen, aber viele Züchter sind daran sehr interessiert und die Auktionen, ob als Saalauktionen oder als reine Online-Auktionen spülen doch viel Geld in die Kassen der verschiedenen Organisationen.
Im Vorfeld zu der "Golden-Ten-Auktion" hatte man als Beilage zur Zeitschrift "De Duif" einen Auktionskatalog herausgegeben in dem alle angebotenen Tauben abgelichtet waren. Die Zeitschrift als solches erschien aber mit einem ganz normalen redaktionellen Anteil. D.h. die Ausgabe mit der der Katalog ausgeliefert wurde, war von Umfang und Inhalt nicht kleiner, als sonstige Ausgaben.
Im Vergleich dazu bietet unsere aktuelle Ausgabe der Verbandszeitschrift "Die Brieftaube" ein erschreckendes Bild. Man hat einfach eine Ausgabe erstellt, in der alle Abstammungen für die Versteigerungen auf der Messe in Kassel großformatig abgedruckt wurden und das war es im Grunde genommen. Ein Vorwort, in dem man um Spenden etc bittet. Nochmals Teilnahmeformulare für die Ausstellung oder den Mannschaftswettbewerb auf der DBA und das war es alles in Allem. Kein Schlagbericht, kein Fachbeitrag, nichts. Ich bin froh, dass ich die Zeitschrift als Online-Ausgabe erhalte, denn so kann ich mir den Weg zur Altpapiertonne sparen.
Ich verstehe ja noch irgendwo, dass man seit Wochen und Monaten in der nur noch 14-tägig erscheinenden Zeitschrift Werbung für die DBA in Kassel platziert. Und dass man die Auktionstauben vorstellen will ist nachvollziehbar und war auch immer so. Aber doch bitte nicht in diesem Umfang und wenn schon in solch einem Umfang, dann bitte als Sonderausgabe oder Extra-Beilage.
Unsere Verbandszeitschrift ist nach meiner bescheidenen Meinung in den letzten Jahren inhaltlich ohnehin immer schwächer geworden. Dann hat man die Erscheinungsweise von wöchentlich auf 14-tägig umgestellt mit dem Hinweis, dass man den redaktionelllen Umfang erhöhen wolle. In den meisten Ausgaben merkt man davon wirklich nichts. Und jetzt erscheint eine Ausgabe ohne jeglichen Inhalt, in der man einfach nur Abstammungen abdruckt von Tauben, deren Züchter fast allesamt derzeit in jeder zweiten Auktion irgendwo Tauben anbieten.
Die Spender der Tauben geben Tauben um den Brieftaubensport zu unterstützen. Das muss man ihnen hoch anrechnen.
Aber nicht nur diese Ausgabe der Zeitschrift ist in ihrer Aufmachung extrem einfallslos, sondern aus meiner Sicht auch die Zusammenstellung der Autkionstauben als solches. Ich denke in Belgien käme z.b. niemand auf die Idee Tauben von Schlägen anzubieten, die gar nicht oder aktuell nicht besonders erfolgreich an der Reise teilnehmen.
Die Auktion "Golden Ten" bietet Tauben von etwa 20 der aktuell erfolgreichsten Reiseschläge an. In der Auktion unseres Verbandes finden sich diverse Tauben von Züchtern, die entweder nicht besonders erfolgreich reisen oder sogar gar nicht reisen. Einfach nur weil diese Schläge Nachzuchten von aktuell besonders gefragten "Taubenlinien" anbieten.
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift und auch die Auktionen sind aus meiner Sicht ein Paradebeispiel dafür, dass im deutschen Taubensport einfach viel zu viel verkehrt läuft. Es ist alles einfallslos geworden. Man möchte zum wiederholten Male "nach Schema F" möglichst viel Geld in die Kasse bekommen und das ist schon alles.
Ich hatte in den letzten zwei, drei Monaten übrigens Gespräche mit insgesamt vier Züchtern, die mir während unserer Unterhaltung berichteten, dass sie "Die Brieftaube" gekündigt hätten. Für mich war das nie ein Thema. Aber wenn ich mir zurückblickend die letzten Ausgaben ansehe und nun die aktuelle Verbandszeitschrift, dann denke ich ernsthaft darüber nach es auch zu tun. Die Zeitung hat in dieser Form für mich als Züchter überhaupt keinen Mehrwert mehr.
 

Samstag, 08.11.2025
Sascha am 08.11.2025 um 07:02 (UTC)
 Derzeit versorge ich die Tauben nur im Schnellverfahren, denn es läuft wieder die Allerheiligenkirmes in Soest und da wir diese größte Altstadtkirmes Europas gerne und ausgiebig besuchen bleibt nicht viel Zeit für die Tauben. Nach der Kirmes wird dann wieder richtig sauber gemacht und die Tauben werden etwas intensiver betreut.
Kurz vor dem Start der Veranstaltung habe ich am vergangenen Mittwoch die Lieferung unseres Winterfutters für dieses Jahr bekommen. Bei den Zuchttauben mische ich dieses Futter jetzt schon zu etwa fünfzig Prozent unter und werde schon bald auf eine vollständige Versorgung mit dieser Mischung umsteigen. Bei den Jung- und Reisetauben wird es noch etwas dauern. Dort gebe ich noch die Mausermischung, aber auch da werde ich das Futter dann nach und nach leichter machen.
Eventuell werde ich mir in Ergänzung zu dieser Mischung noch etwas gestutzten Hafer besorgen und auch davon dann noch ein wenig hinein mischen und damit können die Tauben dann bis in das Frühjahr hinein versorgt werden.



Sobald die Mauser komplett abgeschlossen ist werde ich auch wieder bei allen Tauben mindestens einen Fastentag pro Woche einlegen, an dem die Tiere kein Futter, sondern nur Mineralienmischung erhalten. Das haben wir hier immer mal wieder gemacht in den vergangenen Jahren und ich halte es für eine gute Sache. Die Tiere machen dann einfach einen besseren Eindruck und sie verfetten auch durch das Festsitzen nicht so sehr.
 

Mittwoch, 05.11.2025
Sascha am 05.11.2025 um 06:40 (UTC)
 Gestern habe ich mal wieder in dem Buch "Außergewöhnlich" des Sportfreundes Gert-Jan Beute aus den Niederlanden gelesen. Grund dafür war ein Gespräch mit einem befreundeten Züchter, der sich seine Tauben im letzten Jahr durch einen anderen Klassifizierer hatte bewerten lassen. Schon einige Tage zuvor hatte mir ein Sportfreund gemailt, dass er einige Tauben bekommen hatte und diese von zwei Klassifizierern etwas unterschiedlich bewertet worden seien und nun fragte der Züchter, wie er damit umgehen solle. Ich bin da kein Fachmann, aber am Ende war die Bewertung gar nicht so unterschiedlich, wie der Sportfeund annahm.
Denn letztlich ist es so, dass alle Taubenklassifizierer den gleichen Taubentyp besser bewerten und auch gleiche Taubentypen eher verwerfen. Alle weisen aber darauf hin, dass sie nur die körperlichen Eigenschaften einer Taube bewerten können. Ob die Taube es am Ende "im Kopf hat", das kann niemand sagen. Die Klassifizierer geben dann nur aus ihrer Erfahrung Tipps wie man beispielsweise Tauben verpaaren soll oder welche Taube aus ihrer Sicht aufgrund diverser körperlicher Mängel gar nicht für die Zucht geeignet ist etc. Wenn ein Sportfreund einem solchen Klassifizierer vertraut, dann kann das durchaus eine große Hilfe sein.
Wenn ich während der Reisezeit Einsatzdienst mache und Tauben in die Hand bekomme von Sportfreunden, dann denke ich hin und wieder bei mir: "Wie kann man so eine Taube züchten? Wieviele Mängel müssen die Eltern haben, dass am Ende körperlich so ein Geschöpf dabei heraus kommt?!" Ich kann der Taube dann auch nicht in den Kopf sehen, aber wenn eine Reisetaube nun einmal wirklich schlecht in der Handbeurteilung ist, dann wird sie viel mehr Probleme haben ein Reisejahr über 13 teils sehr fordernde Flüge zu überstehen als ein Tier, dass diese Mängel nicht hat.
Das Alles bedeutet nicht, dass man nicht auch Tiere mit deutlichen körperlichen Schwächen mal in die Zucht setzen darf, weil es gute Vorfahren hat oder gut gereist hat. Auch Tiere mit Schwächen können gute Reisetauben sein (und vielleich sind die ganz Erfolgreichen sogar die stärksten Reisetauben, weil sie ihre Erfolge trotz ihrer Schwächen errungen haben), aber dann muss man versuchen dieses züchterisch körperlich auszugleichen. Dazu raten einem in der Regel auch die Klassifizierer.
Insgesamt ist es aber aus meiner Sicht so, dass es ohnehin nur sehr sehr wenige wirklich gute und dominante Zuchttauben gibt. In dem Buch von Sportfreund Beute kann man lesen nach welchen Kriterien er die Tauben ausliest, was er für wichtig befindet usw. Er hat sich Notizen gemacht zu vielen Assen, die er in der Hand halten durfte. Diese Asse sind dort mit Foto und Augenfoto angelichtet und die Notizen zu den körperlichen Eigenschaften sind angefügt. Das finde ich immer wieder hochinteressant anzusehen und zu lesen. Da das Buch schon etwa 15 Jahre alt ist sind aber die Tiere, die dort abgebildet sind, schon alle nicht mehr auf dieser Welt. Sie stammten alle aus den Jahrgängen 1993 bis 2005. Tolle Reise- und Zuchttauben, die teilweise herausragend geflogen hatten und auch super Nachzucht gaben.
Schaut man aber heute mal in all die vielen Abstammungen, die es zu lesen gibt im Internet, dann findet man von all diesen Assen kaum noch Nachzucht. Einige wenige sind darunter, wie der "Kleine Dirk" von Koopman und seine Mutter "Golden Lady" von Dirk van Dyck oder der "Ringlose" von Günter Prange, die über Generationen durch vererbt haben. Aber viele andere der abgebildeten Tauben haben kaum oder gar keine Spuren über Generationen hinterlassen. Obwohl sie teils super Reisetiere waren und auch in der ersten und vielleicht auch noch in der zweiten Generation sehr gute Nachzucht brachten. Aber irgendwann war es dann vorbei.
In der heutigen Zeit werden aus kommerziellen Gründen aus bestimmten Tauben die Tiere rasend schnell und in großer Zahl vermehrt. Sollte es den Brieftaubensport noch geben, dann werden vielleicht in 15 oder 20 Jahren noch einzelne Tauben auf diese heutigen Tiere zurückführen in ihrer Ahnengalerie. Trotzdem werden auch die meisten der heute hoch gehandelten Tauben vergessen sein. Trotz bester Flug- und Zuchteigenschaften.
Die Zucht von erfolgreichen Brieftauben ist immernoch ein großes Rätsel. Man versucht sich inzwischen auch mit Gentests der Sache zu nähern. Versucht genetische Faktoren zu finden, die für eine gute Zucht- oder Reisetauben wichtig sind und diese Faktoren zu benennen. Ob es funktioniert? Ich weiß es nicht. Für einen Züchter mit einem relativ kleinen Zuchtbestand und begrenzten Schlagkapazitäten bleibt aktuell und bis auf Weiteres immernoch nur die harte Selektion und der Versuch nur aus wirklichen Toppern oder vielleicht deren Kindern oder aus ihren Geschwistern zu züchten. Das scheint mir der einzig gangbare Weg zu sein.
 

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