| | Heute möchte ich mit den wenigen positiven Dingen beginnen, die es nach dem Flug vom Samstag zu berichten gibt. Gestern morgen um 7.42 Uhr ist unser Vogel Nr. 26 nach hause gekommen. Er ist wahrscheinlich insgesamt unsere beste Taube, war im vergangenen Jahr 9. bester jähriger Vogel in Westfalen und hatte auich in diesem Jahr schon wieder 7/8 Preise und hatte nur auf dem ersten Flug keinen Preis errungen. Er kam eigentlich jede Woche besser in Form und war zu diesem letzten Flug in einer herausragenden Verfassung. Als ich in den Schlag ging kurz nachdem der Vogel eingesprungen war, flog er mich direkt an, auf die Schulter, auf den Kopf....er freute sich augenscheinlich wieder zuhause zu sein. Ganz ehrlich: mir wurde in diesem Moment ganz anders. Er bekam Nüsse, Futter sein Weibchen....aber so etwas haut einen emotional schon ein Sttück weit aus den Schuhen - ich kann das nicht anders sagen.
Etwa eine Stunde später wurde uns dann telefonisch unser jähriger Vogel Nr. 58 gemeldet. Ihn haben wir von Sportfreund Kalla Mems geschenkt bekommen und ich hatte bereits über ihn geschrieben, denn er war während der Saison zwei Wochen unpässlich und konnte nicht gereist werden. Auf seinen bis zum Flug am Samstag sechs Einsätzen, hatte er vier Preise erzielt mit fast 370 As-Punkten. Eine super Taube.
Der Züchter, der die Taube meldete, hält Brieftauben nur zum Spaß und nimmt nicht an der Reise teil. Und er wohnt - jetzt kommt es - etwa 20 KM südwestlich von Lübeck in der Nähe der Ostsseeküste. Es ist bezeichnend dass diese Taube von jemandem gemeldet wurde, der nicht aktiv an der Reise teilnimmt. Denn ich fürchte ein Teil der sehr guten Tauben, die überall noch fehlen, ist bereits bei Sportfreunden eingesprungen, die auch aktiv reisen. Nur sie werden oft nicht gemeldet und da die Reiseleistungen der tauben im Internet einzusehen sind, oft wohl aucn nie wieder frei gelassen.
Wie auch immer: mit Hilfe von netten Sportfreunden (ich werde noch darüber schreiben) wird nun der Rücktransport des Vogels organisiert.
Das waren aber bisher die beiden einzigen fehlenden Tauben, von denen wir noch etwas gehört oder gesehen haben.
Positiv war auch noch, dass die erste Konkurssiegerin dieses Fluges bei unseren Verwandten in Belecke hier in unserer RV, väterlicherseits aus einem Vogel aus unserem Zuchtschlag stammt. So etwas geht ein wenig unter bei so einem desaströsen Flug, aber die super Leistung dieses Weibchen dokumentiert sich mit nun 8/9 Preisen und dem ersten Konkurs auf diesem schweren 500er doch recht eindrucksvoll und es ist bei aller Trauer über die vielen fehlenden Tauben immerhin ein kleiner Lichtblick, dass nun erneut Nachzucht aus unserem Schlag einen ersten Konkurssieger bringt.
Ansonsten war ich während des gesamten gestrigen Tages damit befasst zu telefonieren und Nachrichten zu schreiben. Auch um mir ein besseres Bild über diese katastrophale Auflass-Entscheidung zu machen. Ich habe mit dem Regionalverbandsvorsitzenden gesprochen. Er hat mir einiges erklärt und ich komme mehr und mehr zu der Ansicht, dass zwar der Regionalverbandsflugleiter hier in letzter Konsequenz die Verantwortung trägt - dafür ist er gewählt - aber dass auch einige andere Flugleiter und möglicherweise auch noch einzelne Sportfreunde, die ein gesteigertes Interesse hatten, dass dieser 500er stattfindet (vermutlich wegen irgendwelcher "hoher Meisterschaften") hier ihren Teil dazu beigetragen haben.
In unserer RV haben wir beantragt eine Vereinsvertreter-Versammlung zu machen und das wird nun auch übermorgen stattfinden. Ohne genauere Informationen über die Entscheidungsfindung zu diesem Flug kann man nicht weiter machen. Bevor nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen und alle Verantwortlichen bekannt sind, wird es hier nicht weiter gehen mit der Reise etc. Es sei mir an dieser Stelle die Bemerkung gestattet, dass es so scheint, dass auch wieder Flugleiter ihr ok zum Start gegeben haben, die schon mehrfach von Seiten des Verbandes abgemahnt und abgestraft wurden und die aus bestimmten Gründen - die ich hier nun nicht öffentlich diskutieren möchte - aber immer noch ihr Amt bekleiden. Aber wie gesagt: es gibt in allen beteiligten RVen Sportfreunde und Brieftaubenliebhaber, die in diesem Fall nicht eher Ruhe geben werden, bis der gesamte Ablauf zu diesem Flug und alle Entscheidungsträger öffentlich bekannt und benannt sind.
Im Nachgang zu diesem Flug erinnerte ich mich übrigens an einen Auflass auf einem 500er vor drei Jahren, von dem ein Video existiert, bei dem die Wetterbedingungen ebenfalls sehr schwierig waren und wir wohl ein bißchen Glück hatten, dass der Flug damals gut ging. Allerdings erfolgte der Start damals bereits um 6.45 Uhr. Und nicht erst kurz vor Mittag mit entsprechend anderen Wetterverhältnissen. Aber ich habe ein wenig das Gefühl, dass u.a. der damalige Auflass und dass der Flug gut ging, dazu geführt haben, dass man dieses Mal die Sachlage völlig falsch eingeschätzt hat. Wie sagt man? "Der Krug geht so lange zum Brunenn, bis er bricht" Es scheint hier einfach Verantwortliche zu geben, denen das Wohlergehen der Tauben nicht ganz so wichtig ist, wie es in einer entsprechenden Position wichtig und notwendig wäre.
Übrigens hatte ich am Samstag morgen mit einem Sportfreund geschrieben, der ganz in der Nähe des Auflassortes wohnt. Ich möchte den kurzen Dialog hier wieder geben. Es war um 7.45 Uhr.
"Aktuell leichter Regen.Bei mir keine gute Sicht. Neblig über dem Wald"
"Danke. Wie erwartet. Sollen sie stehen bleiben bis morgen."
"Ja, hier ist es nicht gerade schön. Leider."
"Bin gespannt wie sie entscheiden. Heute auflassen geht nicht gut."
Das war dieser kurze Dialog morgens um 7.45 Uhr. Für mich war da schon absehbar, dass anhand des Wetters, dass ich auch mit Webcams und Karten etc. studiert hatte, nicht gut gehen konnte. Und mir soll niemand erklären, dass sich das Wetter bis 10.50 Uhr dann so gebessert hat, dass ein Auflass für einen 500er problemlos möglich gewesen sein soll. Man hat die Lage völlig falsch eingeschätzt und sich selbst und die Tauben völlig überschätzt. Und das ist einfach nicht tragbar. Ich bin wirklich gespannt wann und ob sich die einzelnen Verantwortlichen auch dazu bekennen was sie da verzapft haben. Oder ob auch gegenüber der Flugsicherungskomission, die sich nun natürlich mit diesem Auflass beschäftigen muss, alle Beteiligten zumindest ehrlich sind und mit offenen Karten spielen. Meine Vermutung ist allerdings eher, dass nun wieder Verantwortliche "auf Tauchstation" gehen und ihre Hände in Unschuld waschen.
Der Regionalverbandsvorsitzende hat nun gegenüber den RVen angeregt zunächst eine Flugpause am kommenden Wochenende einzulegen und dann zu schauen, was noch möglich und gewünscht ist. Unsere RV wird sich diesem Ansinnen sicherlich anschließen. Aber es muss in der Vereinsvetreter-Versammlung noch abschließend besprochen werden. Ich würde allerdings noch ein ganzes Stück weiter gehen: bevor hier nicht auch personelle Konsequenzen erfolgt sind und nachweislich alle Abläufe zu diesem desaströsen Flug auf dem Tisch liegen, sollte kein Taube mehr in den Kabi. Persönlich kann ich nur sagen, dass ich niemandem mehr vertrauen kann, der solch einen Flug - in meinen Augen fahrlässig - zu verantworten hat. Es kann da nicht einfach nach etwas Wartezeit zur Tagesordnung übergegangen werden.
Wie gesagt: es war alles vorhersehbar und ich hatte das am 23. und 24.06. hier an dieser Stelle auch vieles in Bezug auf das Wetter und Auflassmöglichkeiten nieder geschrieben.
Wenn ich in den Schlag gehe und die vielen leeren Zellen so vieler sehr guter Tauben sehe, dann wird mir wirklich fast übel. Ich kann es so schlecht ertragen und ich denke so geht es hier in der Region ganz vielen Brieftaubenliebhabern. Man kann mit allem Leben, aber nicht mit solchen Taubenverlusten. Schlechte Ergebnisse, verletzte Tauben, Flugverlegungen....all das, was einem aufs Gemüt schlagen kann ist nichts im Verhätlnis zu dem was bei diesem Flug passiert ist.
Es tröstet mich ein ganz kleines bißchen, dass ich dann gestern noch eine weitere schöne und nett gemeinte Nachricht bekommen habe. Ein Sportfreund, der einen vor zwei Jahren eine Täubin auf einen Gutschein als Jungtier von uns bekommen hatte, schrieb mir, dass dieses Weibchen weiter zu seinen besten Reisetauben gehört und von deren 500-Kilometer-Flug einmal wieder als schlagerste Taube wieder gekommen ist und einen schönen, frühen Preis erzielte. Unsere Tauben können es schon....wenn die Bedingungen es zulassen und sie nicht fahrlässig in schlechtes Wetter gestartet werden. | | | |
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