| Im deutschen Brieftaubensport scheint alles Bestens zu sein. Jedenfalls kann man den Eindruck gewinnen, wenn man sich in der aktuellen Verbandszeitschrift die Anträge an die Mitgliederversammlung ansieht. Einige kleine Vorschläge zu Änderungen, einige kosmetische und rechtliche Korrekturen. Ansonsten soll es weiter gehen wie bisher. Man scheint sich mit einem Verlust an Mitgliedern und reisenden Schlägen von jährlich zwischen fünf und zehn Prozent abgefunden zu haben. Anders ist es für mich nicht mehr zu erklären, dass man wirklich keinerlei durchgreifende Reformen mehr angeht, sondern alles einfach so laufen lässt.
Da beantragt ausgerechnet das Verbandspräsidium allen Ernstes, dass nun die Mindestentfernung für verpflichtende gemeinsame Auflässe von RVen aus dem gleichen Regionalverband von 200 auf 300 KM angehoben wird, da aufgrund der größer werdenden (also bezogen auf die Fläche) Regionalverbände die 200 KM nicht mehr zeitgemäß seien. Ich möchte an der Stelle mal die Frage stellen wie es beispielsweise die niederländischen Sportfreunde schaffen teilweise 15 oder 20.000 Jungtauben gemeinsam an einem Auflassort zu starten, der nicht weiter als 150 KM entfernt liegt?! Wieso können das deren Tauben und unsere deutschen Tauben nicht? Statt hinzugehen und gemeinsame Auflässe zu fördern und stattdessen die Wertungen in den Preislisten umzustellen auf kleinere, näher beieinander gelegene Gruppen, denkt sich unser Präsidium genau das Gegenteil aus. Darauf muss man auch erst einmal kommen....
Rainer Püttmann schreibt in seinem Vorwort zur aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Brieftaubensport International" folgendes bezogen auf die kürzlich abgehaltene Klausurtagung unseres Verbandes: "Nun kennen wir das "neue" Präsidium, das aber eigentlich bis auf zwei Nachrücker das alte ist!"
Genau dieser Satz beschreibt das große Problem im deutschen Brieftaubensport. Es wird von oben herab seit Jahren von den gleichen Personen vorgeschlagen und entschieden und das Ergebnis ist, dass es mit unserem Hobby immer weiter bergab geht. Wir bekommen nun wahrscheinlich einen neuen Verbandspräsidenten, der schon einige (in meinen Augen sehr sinnvolle) Ideen für Zukunftsreformen entwickelt hat. Aber wie will er diese umsetzen mit Präsidiumskollegen, die seit Jahren eindrucksvoll dokumetieren, wie sie den Niedergang des deutschen Brieftaubensports nur begleiten und durch Fehlentscheidungen auch noch fördern?! Es fällt mir schwer zu glauben, dass es mit diesem Personal wirklich zukünftig tiefgreifende Reformen geben wird. Die aktuellen Anträge an die Mitgliederversammlung dokumentieren doch vor Allem eines: den totalen Stillstand im deutschen Brieftaubensport!
Selbst aus den Regionalverbänden gibt es kaum noch Anträge und schon gar keine mehr zu wichtigen Reformen. Es soll scheinbar alles so bleiben wie es ist. Die Zufriedenheit muss unglaublich groß sein.
Das Bemerkenswerte ist allerdings, dass nicht nur in unserem Regionalverband, sondern wie ich jetzt auch wieder in Kassel, aber auch aus vielen anderen Gesprächen weiß, in sehr, sehr vielen Regionalverbänden die Unzufriedenheit, die Unruhe und der Streit um Lage, Richtung, Auflassorte, Gruppen usw. sehr, sehr groß ist. Aber auf all diese Unruhe und Unzufriedenheit gibt es keinerlei Reaktion. Im Gegenteil: es bleibt alles wie es ist - dem Untergang entgegen. | | |
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