| Ein Sportfreund schrieb mir jetzt, dass er zur Vorbereitung der Zuchtsaison einige seiner Tauben bei seiner Kleintierärztin vor Ort zur Untersuchung vorgestellt hat. Diese diagnostizierte Trichomonaden und empfahl ihm eine Behandlung mit Ronidazol 10 Prozent. Sie vergaß aber wohl im eine passende Dosierung zu nennen.
Jedenfalls fragte er mich wie ich das Medikament dosieren würde.
Ich habe den Züchter darauf hingewiesen, dass ich um diese Jahreszeit die Behandlung der Tauben auf keinen Fall über das Trinkwasser vornehmen würde. Denn die Tauben trinken einfach viel zu wenig, als dass man mit einer Trinkwasserkur eine zielführende Behandlung durchführen kann. Tierarzt Peter Boskamp hat dazu einmal etwas ausgeführt, dass ich mir immer gemerkt habe: Wenn es möglich ist sollte man in Monaten, deren Monatsname ein "R" enthält eine medikamentöse Behandlung immer über das Futter durchführen. Einfach aus dem Grund dass die Tauben das medizierte Trinkwasser zu wenig aufnehmen und auch ungleichmäßig.
Es gibt Tauben, die trinken dann tagelang fast gar nichts und das sind dann die Tiere, die im Anschluß an die Behandlung die anderen Tauben sehr schnell wieder mit dem vorhandenen Erreger infizieren. Ich fand das sehr gut nachvollziehbar und habe es mir immer so gemerkt.
Der Züchter fragte auch, ob er die Behandlung dann am besten auf Eiern durchführen soll.
Ich habe ihm gesagt, dass das Generationen von Brieftaubenzüchtern schon so gemacht haben und daran sicherlich nichts falsch ist, aber dass ich in den letzten Jahren dazu übergegangen bin es nicht so zu tun. Wenn eine Behandlung notwendig ist, dann führe ich sie nicht auf Eiern aus, sondern weit vor der Anpaarung.
Mein Gedanke dabei war immer folgender: ich möchte die Tauben zur Anpaarung und zur Eiablage in Topform haben. Wenn sie aber noch Erreger mit sich herumschleppen, die der Tierarzt als behandelnswert betrachtet, dann können sie niemals Topform haben. Also versuche ich die Erreger frühzeitig zu eliminieren und die Tauben dann so auf die Zucht vorzubereiten, dass sie zum Paarungstermin in bestmöglicher Verfassung sind.
Eine weitere Überlegung für mich war folgende: in der Regel legen nicht alle Paare gleichzeitig ihre Eier ab. Meistens dauert es drei bis fünf Tage bis alle Täubinnen ihre Eier gelegt haben. Das heißt, dass die ersten Paare bereits einige Tage brüten, wenn die letzten Weibchen ihr zweites Ei ablegen. Bei unseren Tauben beginnt aber sehr schnell nach der Eiablage die Veränderung der Kropfschleimhaut dahingehend, dass dort schon kurze Zeit später die Kropfmilch gebildet wird. Ich möchte aber nicht, dass Reste der Medikamente noch die Veränderung der Kropfschleimhaut begleiten, denn die medikamentöse Behandlung dauert ja in aller Regel fünf bis sieben Tage. Auch daher haben wir hier in den letzten Jahren eine notwendige Behandlung immer weit vor der Verpaarung durchgeführt.
Idealerweise sind die Tauben so geführt, dass gar keine Behandlung vor oder während des Brutgeschäfts notwendig ist. Eine Kontrolle beim Tierarzt ist aber diesbezüglich immer sinnvoll. Die Zucht findet nur ein Mal im Jahr für zwei, drei Gelege statt, die wir Züchter dann für uns selbst benötigen. Und da müssen die Tauben in absoluter Top-Verfassung sein, damit überhaupt die Chance besteht, dass man hier und da eine herausragende Taube züchtet. Insofern kann man, wenn es möglich ist, besser etwas Geld in eine Untersuchung beim Tierarzt investieren, als in diverse "Zuchtpräparate", die dann über Futter und Wasser gegeben werden sollen. Die meisten dieser Mittel kann man sich wirklich sparen.
Im vergangenen Jahr habe ich unsere Tauben gar nicht speziell für die Zucht vorbereitet. Es gab keine besonderen Produkte, es wurde nicht belichtet und einfach im Februar angepaart. Mit dem Resultat, dass bei der ersten Brut nicht ein einziges Ei unbefruchtet war und alle Jungtiere prima aufwuchsen. Wenn die Tauben gesund sind, dann geht es sehr einfach. | | |
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