Brieftauben Mimberg

NEUIGKEITEN

Brieftauben-Mimberg bei Facebook *Klick*
Donnerstag, 29.06.2023
Sascha am 29.06.2023 um 06:03 (UTC)
 Gestern habe ich die Vögel nach dem Flug vom vergangenen Wochenende noch einmal von ihren Weibchen getrennt. Abends habe ich ihnen dann freiwilligen Freiflug gegeben und drei Witwervögel waren noch reichlich durcheinander, wollten nicht landen, standen immer wieder flügelschlagend über dem Hausdach und flogen wieder weg. Irgendwann landete dann ein Vogel und erst dann schlossen sich die anderen beiden an.
Diese Tauben nun wieder für einen Flug aufzubauen wäre nicht so einfach. Aber es ist auch überflüssig, denn unter diesen Umständen werden wir an keinem Flug teilnehmen. Wenn denn überhaupt noch ein Flug stattfinden sollte. Im Grunde genommen wäre das reine Geldverschwendung, denn kostendeckend könnte man mit den paar Tauben und den paar Schlägen, die vielleicht noch teilnehmen würden, ohnehin nicht arbeiten.
Der jährige Vogel, der uns in der Nähe von Lübeck gemeldet wurde, wurde inzwischen von einem Sportfreund abgeholt und wird, wenn alles gut klappt, morgen abend die Heimreise antreten. Das wäre immerhin etwas. Die weiteren fehlenden Tauben sind leider immernoch wie vom Erdboden verschluckt. Wir wären wirklich dankbar, wenn uns vielleicht noch Vögel gemeldet würden. Wir würden sie abholen und uns da auch sehr erkenntlich zeigen.
Ein weiterer Witwervogel, der am Sonntag morgen heimkehrte, hat übrigens noch Glück gehabt, dass er nicht vom Greifvogel geschlagen wurde. Ihm fehlen Federn im Schwanz und im Hinterflügel. Ansonsten ist er aber unverletzt.
 

Mittwoch, 28.06.2023
Sascha am 28.06.2023 um 04:21 (UTC)
 Es gibt in der aktuellen Situation auch Stimmen, dass es nicht richtig sei, den Flug vom vergangenen Samstag so öffentlich zu besprechen, wie ich es hier mache oder wie es andere betroffene Sportfreunde in Internet-Foren oder Facebook-Gruppen tun. Ich bin der Meinung, dass dieses unbedingt notwendig ist, wenn wir im Brieftaubensport endlich voran kommen wollen, um solche Flüge zu vermeiden und wenn wir auch öffentlich zeigen wollen, was passieren kann und dass wir alles versuchen um Fehler zu korrigieren oder zu vermeiden.
Darüber hinaus gibt es bei diesen öffentlichen Diskussionen den Vorteil, dass man an Informationen herankommen kann, die man ansonsten möglicherweise gar nicht erhält. Gestern bekam ich folgende Mail eines Sportfreundes und darüber hinaus ein kurzes Video vom Auflass. Ich möchte beides hier ganz unkommentiert einstellen, sodass sich jeder Interessierte und jeder Betroffene selbst ein wenig eine Meinung bilden kann:

"Ich bin Taubenzüchter und habe mir den Auflaß angesehen.Die Tauben sind super abgezogen. Die Fahrer haben sich auchbei der Versorgung große Mühe gegeben
Bin als Kontaktperson für diesen Ort zuständig. Ich wollte auch schon Futter besorgen da mir der Fahrer sagte sie bleiben stehen und man am Sonntag um 6.00 auflassen könnte.Habe auch ein Video vom Auflass."




Inzwischen sind bei verschiedenen Sportfreunden auch Taubenmeldungen eingegangen und es ergibt sich annähernd das gleiche Bild wie beim Wegscheid-Flug 2015, Ich hatte darüber am Auflasstag morgens um 7 Uhr bereits geschrieben. Damals wurden nach dem schwierig verlaufenden Flug viele Tauben im Raum Hannover gemeldet, die ich etwa eine Woche später dann eingesammelt und den Züchtern hier im Regionalverband übergeben hatte.
Aktuell erhalten wir die meisten Taubenmeldungen erneut aus dieser Gegend: Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, Minden etc. Dazu Bad Driburg, Höxter, Schloß-Holte-Stukenbrock, aber auch Lübeck, Berlin oder Bautzen.
Im Nachgang zu dem Flug damals meldete sich ein Züchter, der in Bayern regelmäßig Auflässe verfolgt (z.b. in Osterhofen oder Passau) und berichtete mir, dass die Tauben dort bei schwierigen Wetterlagen oft nicht in die richtige Richtung abziehen, sondern in Richtung bayrischer Wald und dann sogar östlich dort hinter.
Selbiges scheint nun wohl beim zurückliegenden Flug am Samstag passiert zu sein, denn wenn man sich die Karte ansieht und schaut in welchem Bereich die Taubenmeldungen erfolgt sind bisher, dann kommt man zu der Vermutung, dass die Tauben wieder hinter dem bayrischen Wald nordwestlich hoch gezogen sind und dann irgendwann nach vielen Kilometern durch die Suche nach Wasser, aufgrund der einbrechenden Dunkelheit usw. herunter gegangen sind.

Auf dem Bild hier sieht man eine Aufnahme des Auflassplatzes in Pasau-Oberjacking von oben. Die Kabis standen dem Video zufolge rechts und auch wenn auf dem Video wenig zu erkennen ist diesbezüglich, so macht es den Anschein dass der Schwarm eher nordöstlich, als nordwestlich abzieht.



Ich habe auch nochmals Informationen über die Wetterbedingungen eingeholt. Die Temperaturen waren für einen Auflass sicher nicht zu warm und auch auf der Strecke zunächst ok. Da war es erst hier im Zielbereich gegen Abend relativ warm und auch drückend und eben auch in den Regionen, in denen die meisten Tauben herunter gegangen zu sein scheinen. Erstmals in diesem Jahr hatten wir auch westliche Winde und die waren im Auflassbereich auch teilweise - gerade über den Bergen - schon recht deutlich spürbar. Insofern ist es zumindest gut denkbar, dass die Tauben beeinflusst durch den Wind und die Sichten und das schwierige Erkennen des Sonnenstandes schlicht falsch gezogen sind.
Und darüber hinaus war es dann eben auch der sehr späte Auflass, der wohl zu sehr großen Problemen geführt hat. Selbst bei einem normalen Flugverlauf waren die Tauben erst kurz vor 18 Uhr zu erwarten. In Anbetracht des Wetters und der Entfernung musste dann mit Konkurszeiten von 60 - 90 Minuten gerechnet werden. Dann wäre man im vorderen Bereich der Konkurrenz bei einer Zeit um 19.00 - 19.30 Uhr, im hinteren Bereich eher bei 20.00 Uhr - 20.30 Uhr....und dann wäre erst etwa ein Drittel der Tauben zuhause gewesen. Es hätten dann Tauben noch weiter kommen können, aber mindestens ein Drittel der Tiere hätte selbst bei normalem Flugverlauf übernachten müssen.
In Anbetracht der Trockenheit überall und der Schwierigkeit der Tauben Wasser zu finden und der Tatsache, dass die Tauben das Übernachten einfach auch gar nicht kennen, lag hier also schon bei Betrachtung der Auflasszeit ein sehr großes Problem vor.

Der Versuch dieser Analyse bringt die vielen fehlenden Tauben nicht zurück. Aber wir sollten trotzdem versuchen zu verstehen was da am Samstag passiert ist. Was mich persönlich erschreckt ist v.a. wie leichtfertig mit der Auflasszeit umgegangen wurde (10.50 Uhr ist für einen 500 KM-Flug grundsätzlich schon zu spät) und dass man aus dem verkorksten Flug 2015 nichts gelernt hat und wieder die gleichen Fehler begangen hat.
2020 wurde bei ähnlichen Wetterbedingungen ein 500 KM-Flug ab Pocking gestartet. Auch von dem Auflass damals gibt es ein Video. Der Flug seinerzeit ging relativ glatt, wenngleich auch damals zunächst recht viele Tauben fehlten und auch auf dem darauffolgenden Flug innerhalb des Regionalverbandes deutlich zu viele Tauben weniger gesetzt wurden. Der Unterschied vom Auflass damals gegenüber dem jetzt zurückliegenden Auflass vom 24.6. war neben einigen weiteren Parametern v.a. die Auflasszeit: damals wurde 9.05 Uhr gestartet und jetzt nochmals fast zwei Stunden später. Man konnte am Samstag von Passau einfach keinen guten Flugverlauf erwarten und warum die verantwortlichen Personen dieses ausgeblendet und ignoriert haben, obwohl jeder halbwegs erfahrene Brieftaubenzüchter es hätte wissen müssen, das muss nun weiter geklärt werden.


 

Dienstag, 27.06.2023
Sascha am 27.06.2023 um 04:39 (UTC)
 Heute möchte ich mit den wenigen positiven Dingen beginnen, die es nach dem Flug vom Samstag zu berichten gibt. Gestern morgen um 7.42 Uhr ist unser Vogel Nr. 26 nach hause gekommen. Er ist wahrscheinlich insgesamt unsere beste Taube, war im vergangenen Jahr 9. bester jähriger Vogel in Westfalen und hatte auich in diesem Jahr schon wieder 7/8 Preise und hatte nur auf dem ersten Flug keinen Preis errungen. Er kam eigentlich jede Woche besser in Form und war zu diesem letzten Flug in einer herausragenden Verfassung. Als ich in den Schlag ging kurz nachdem der Vogel eingesprungen war, flog er mich direkt an, auf die Schulter, auf den Kopf....er freute sich augenscheinlich wieder zuhause zu sein. Ganz ehrlich: mir wurde in diesem Moment ganz anders. Er bekam Nüsse, Futter sein Weibchen....aber so etwas haut einen emotional schon ein Sttück weit aus den Schuhen - ich kann das nicht anders sagen.
Etwa eine Stunde später wurde uns dann telefonisch unser jähriger Vogel Nr. 58 gemeldet. Ihn haben wir von Sportfreund Kalla Mems geschenkt bekommen und ich hatte bereits über ihn geschrieben, denn er war während der Saison zwei Wochen unpässlich und konnte nicht gereist werden. Auf seinen bis zum Flug am Samstag sechs Einsätzen, hatte er vier Preise erzielt mit fast 370 As-Punkten. Eine super Taube.
Der Züchter, der die Taube meldete, hält Brieftauben nur zum Spaß und nimmt nicht an der Reise teil. Und er wohnt - jetzt kommt es - etwa 20 KM südwestlich von Lübeck in der Nähe der Ostsseeküste. Es ist bezeichnend dass diese Taube von jemandem gemeldet wurde, der nicht aktiv an der Reise teilnimmt. Denn ich fürchte ein Teil der sehr guten Tauben, die überall noch fehlen, ist bereits bei Sportfreunden eingesprungen, die auch aktiv reisen. Nur sie werden oft nicht gemeldet und da die Reiseleistungen der tauben im Internet einzusehen sind, oft wohl aucn nie wieder frei gelassen.
Wie auch immer: mit Hilfe von netten Sportfreunden (ich werde noch darüber schreiben) wird nun der Rücktransport des Vogels organisiert.
Das waren aber bisher die beiden einzigen fehlenden Tauben, von denen wir noch etwas gehört oder gesehen haben.
Positiv war auch noch, dass die erste Konkurssiegerin dieses Fluges bei unseren Verwandten in Belecke hier in unserer RV, väterlicherseits aus einem Vogel aus unserem Zuchtschlag stammt. So etwas geht ein wenig unter bei so einem desaströsen Flug, aber die super Leistung dieses Weibchen dokumentiert sich mit nun 8/9 Preisen und dem ersten Konkurs auf diesem schweren 500er doch recht eindrucksvoll und es ist bei aller Trauer über die vielen fehlenden Tauben immerhin ein kleiner Lichtblick, dass nun erneut Nachzucht aus unserem Schlag einen ersten Konkurssieger bringt.
Ansonsten war ich während des gesamten gestrigen Tages damit befasst zu telefonieren und Nachrichten zu schreiben. Auch um mir ein besseres Bild über diese katastrophale Auflass-Entscheidung zu machen. Ich habe mit dem Regionalverbandsvorsitzenden gesprochen. Er hat mir einiges erklärt und ich komme mehr und mehr zu der Ansicht, dass zwar der Regionalverbandsflugleiter hier in letzter Konsequenz die Verantwortung trägt - dafür ist er gewählt - aber dass auch einige andere Flugleiter und möglicherweise auch noch einzelne Sportfreunde, die ein gesteigertes Interesse hatten, dass dieser 500er stattfindet (vermutlich wegen irgendwelcher "hoher Meisterschaften") hier ihren Teil dazu beigetragen haben.
In unserer RV haben wir beantragt eine Vereinsvertreter-Versammlung zu machen und das wird nun auch übermorgen stattfinden. Ohne genauere Informationen über die Entscheidungsfindung zu diesem Flug kann man nicht weiter machen. Bevor nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen und alle Verantwortlichen bekannt sind, wird es hier nicht weiter gehen mit der Reise etc. Es sei mir an dieser Stelle die Bemerkung gestattet, dass es so scheint, dass auch wieder Flugleiter ihr ok zum Start gegeben haben, die schon mehrfach von Seiten des Verbandes abgemahnt und abgestraft wurden und die aus bestimmten Gründen - die ich hier nun nicht öffentlich diskutieren möchte - aber immer noch ihr Amt bekleiden. Aber wie gesagt: es gibt in allen beteiligten RVen Sportfreunde und Brieftaubenliebhaber, die in diesem Fall nicht eher Ruhe geben werden, bis der gesamte Ablauf zu diesem Flug und alle Entscheidungsträger öffentlich bekannt und benannt sind.
Im Nachgang zu diesem Flug erinnerte ich mich übrigens an einen Auflass auf einem 500er vor drei Jahren, von dem ein Video existiert, bei dem die Wetterbedingungen ebenfalls sehr schwierig waren und wir wohl ein bißchen Glück hatten, dass der Flug damals gut ging. Allerdings erfolgte der Start damals bereits um 6.45 Uhr. Und nicht erst kurz vor Mittag mit entsprechend anderen Wetterverhältnissen. Aber ich habe ein wenig das Gefühl, dass u.a. der damalige Auflass und dass der Flug gut ging, dazu geführt haben, dass man dieses Mal die Sachlage völlig falsch eingeschätzt hat. Wie sagt man? "Der Krug geht so lange zum Brunenn, bis er bricht" Es scheint hier einfach Verantwortliche zu geben, denen das Wohlergehen der Tauben nicht ganz so wichtig ist, wie es in einer entsprechenden Position wichtig und notwendig wäre.
Übrigens hatte ich am Samstag morgen mit einem Sportfreund geschrieben, der ganz in der Nähe des Auflassortes wohnt. Ich möchte den kurzen Dialog hier wieder geben. Es war um 7.45 Uhr.
"Aktuell leichter Regen.Bei mir keine gute Sicht. Neblig über dem Wald"
"Danke. Wie erwartet. Sollen sie stehen bleiben bis morgen."
"Ja, hier ist es nicht gerade schön. Leider."
"Bin gespannt wie sie entscheiden. Heute auflassen geht nicht gut."

Das war dieser kurze Dialog morgens um 7.45 Uhr. Für mich war da schon absehbar, dass anhand des Wetters, dass ich auch mit Webcams und Karten etc. studiert hatte, nicht gut gehen konnte. Und mir soll niemand erklären, dass sich das Wetter bis 10.50 Uhr dann so gebessert hat, dass ein Auflass für einen 500er problemlos möglich gewesen sein soll. Man hat die Lage völlig falsch eingeschätzt und sich selbst und die Tauben völlig überschätzt. Und das ist einfach nicht tragbar. Ich bin wirklich gespannt wann und ob sich die einzelnen Verantwortlichen auch dazu bekennen was sie da verzapft haben. Oder ob auch gegenüber der Flugsicherungskomission, die sich nun natürlich mit diesem Auflass beschäftigen muss, alle Beteiligten zumindest ehrlich sind und mit offenen Karten spielen. Meine Vermutung ist allerdings eher, dass nun wieder Verantwortliche "auf Tauchstation" gehen und ihre Hände in Unschuld waschen.

Der Regionalverbandsvorsitzende hat nun gegenüber den RVen angeregt zunächst eine Flugpause am kommenden Wochenende einzulegen und dann zu schauen, was noch möglich und gewünscht ist. Unsere RV wird sich diesem Ansinnen sicherlich anschließen. Aber es muss in der Vereinsvetreter-Versammlung noch abschließend besprochen werden. Ich würde allerdings noch ein ganzes Stück weiter gehen: bevor hier nicht auch personelle Konsequenzen erfolgt sind und nachweislich alle Abläufe zu diesem desaströsen Flug auf dem Tisch liegen, sollte kein Taube mehr in den Kabi. Persönlich kann ich nur sagen, dass ich niemandem mehr vertrauen kann, der solch einen Flug - in meinen Augen fahrlässig - zu verantworten hat. Es kann da nicht einfach nach etwas Wartezeit zur Tagesordnung übergegangen werden.
Wie gesagt: es war alles vorhersehbar und ich hatte das am 23. und 24.06. hier an dieser Stelle auch vieles in Bezug auf das Wetter und Auflassmöglichkeiten nieder geschrieben.

Wenn ich in den Schlag gehe und die vielen leeren Zellen so vieler sehr guter Tauben sehe, dann wird mir wirklich fast übel. Ich kann es so schlecht ertragen und ich denke so geht es hier in der Region ganz vielen Brieftaubenliebhabern. Man kann mit allem Leben, aber nicht mit solchen Taubenverlusten. Schlechte Ergebnisse, verletzte Tauben, Flugverlegungen....all das, was einem aufs Gemüt schlagen kann ist nichts im Verhätlnis zu dem was bei diesem Flug passiert ist.
Es tröstet mich ein ganz kleines bißchen, dass ich dann gestern noch eine weitere schöne und nett gemeinte Nachricht bekommen habe. Ein Sportfreund, der einen vor zwei Jahren eine Täubin auf einen Gutschein als Jungtier von uns bekommen hatte, schrieb mir, dass dieses Weibchen weiter zu seinen besten Reisetauben gehört und von deren 500-Kilometer-Flug einmal wieder als schlagerste Taube wieder gekommen ist und einen schönen, frühen Preis erzielte. Unsere Tauben können es schon....wenn die Bedingungen es zulassen und sie nicht fahrlässig in schlechtes Wetter gestartet werden.
 

Montag, 26.06,2023
Sascha am 26.06.2023 um 04:06 (UTC)
 Es ist wohl mehr als 40 Jahre her, dass ein Brieftaubenflug einmal für unseren Schlag und wohl aucn für unsere RV in einem solchen Desaster geendet ist, wie der zurückliegende Flug vom Samstag. Damals reisten wir noch zum Norden und der Endflug über 600 KM musste mangels zurückgekehrter Tauben nach einer Woche abgebrochen werden.
So einen Verlauf hat der zurückliegende Flug ab Passau nicht genommen. Aber was die fehlenden Tauben betrifft reden wir in unserer RV wahrscheinlich von einem Anteil von an die 40 bis 50 Prozent.
Ich kann und will mich über diese katastrophale Auflassentscheidung einfach nicht beruhigen. Wenn schon kurz nach dem Bekanntwerden des Auflass erfahrene und gute Flugleiter aus verschiedenen anderen Regionalverbänden Kontakt in unseren Regionalverband aufnehmen und fragen; "Was habt ihr denn da gemacht?", wenn diese feststellen: "Das kann doch nicht gut gehen." und wenn in Richtung unserer Verantwortlichen von Flugleiterkollegen von "Hasardeuren" gesprochen wird, dann ist wohl vieles schon erklärt.

Über den ganzen gestrigen Tag hinweg haben mich Sportfreunde aus allen Regionen Deutschlands kontaktiert, haben ihr Bedauern ausgesprochen, versucht Mut zuzusprechen usw. Ich kann mich dafür nur bedanken.
Aber der einhellige Tenor war: "Was habt ihr da gemacht? Wer hat das zu verantworten?" Ein Sportfreund sagte mir: "Ich habe 60 Jahre Brieftauben, aber dieser Auflass widerspricht allem, was ich in diesen 60 Jahren im Brieftaubensport gelernt habe." Ich konnte und wollte ihm da nicht widersprechen.
Man hat ohne Not einen Flug gestartet, der nun viele Sportfreunde an das Ende ihrer Brieftaubenzüchterkarriere bringt. Ältere Sportfreunde stehen vor leeren Schlägen und haben auch kaum oder gar keine Jungtiere gezüchtet und werden nun das Hobby beenden (müssen).
Ich will versuchen noch einmal kurz aufzuarbeiten was an diesem Flugtag passiert ist:

Nachdem unser Regionalverband am vergangenen Sonntag einen recht glatten 400 KM-Flug ab Wörth an der Donau absolviert hatte, wurden einzelne (zumeist berufstätige Sportfreunde) am Donnerstag durch das Flugleitergremium kontaktiert, um zu erfragen, ob es ihnen möglich sei am Freitag Mittag ihre Tauben einzusetzen, da man wetterbedingt beabsichtige den Flug ab Passau vom Sonntag auf den Samstag vorzuziehen. In erster Linie wurde mit den deutlich höher vorhergesagten Temperaturen am Sonntag argumentiert.
Nachdem hier wohl größtenteils Einigkeit erzielt worden war, erhielten wir am Donnerstag gegen 16 Uhr die Mitteilung durch das zuständige Flugleitergremium, dass das Einsatzgeschäft für den Flug ab Passau am Freitag ab 13 Uhr erfolgen solle. Hierzu muss man wissen, dass es eigentlich einen Beschluss lt. Protokoll der Regionalverbandssitzung gibt, dass wir für den Fall das ein 500 oder 600 KM-Flug auf den Samstag vorgezogen werden muss, am Donnerstag abend einsetzen.

Die 5 beteiligten RVen setzen die Tauben in zwei Fahrzeuge. Die RVen Hamm an der Lippe und Lippetaler Hamm nutzten ein Fahrzeug, die RVen Werl und Umgegend, Sauerland Meschede und Möhnetal Warstein nutzten das andere Fahrzeug, wobei die RV Möhnetal Warstein ihre Tauben in den Anhänger einsetzte.
Bereits am Abend nach dem Einsetzen gaben die Wetterberichte eindeutig her, dass ein früher Auflass in Passau nicht möglich sein würde (Regen, starke Bedeckung, schlechte Sicht). Es wäre also möglich gewesen die Fahrer unterwegs anzuweisen gar nicht erst bis Passau zu fahren, sondern einen kürzer gelegenen Auflassort aufzusuchen. Passau wurde aber angefahren, wobei sich die Wetterlage weiter verschlechterte und selbst ein Auflass der Tauben bis 10 Uhr schon am späten Freitagabend nicht mehr möglich erschien.
Als sich am Samstagmorgen in unserem Regionalverband bereits fast alle Sportfreunde darauf eingestellt hatten, dass die Tauben bis zum nächsten Tag stehen bleiben und gegebenenfalls dann sogar ein Stück zurück gefahren werden, erhielten wir die Mitteilung dass sie um 10.50 Uhr gestartet wurden.

Es war bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich klar, dass der Flug keinen guten Verlauf nehmen konnte. Die Wetterbedingungen am Auflassort waren mehr als bescheiden (Ich habe dazu einige Webcam-Aufnahmen gespeichert), es wurden für den Heimatbereich am Nachmittag recht hohe Temperaturen und Sonnenschein vorhergesagt und es herrschte auf der gesamten Strecke (erstmals in diesem Jahr) leichter Kopfwind. Es musste also mit einer Flugzeit von etwa sieben Stunden in der Spitze gerechnet werden. (im Ergebnis erzielte die Siegertaube des Regionalverbandsflugs fast exakt 1200 m/min), was eine Rückkehr der ersten Tauben um etwa 18 Uhr bedeutet hätte.

Die Tauben kamen bei den allermeisten Schlägen spärlich bis schlecht oder gar nicht bis zum Eintreffen der Dunkelheit. Bemerkenswert ist an dieser Stelle: Die beiden RVen mit der weitesten mittleren Entfernung (Hamm) hatten die deutlich kürzesten Konkurszeiten, während die Konkurszeiten der Tauben in dem anderen Kabi-Zug deutlich länger waren ( 4 Stunden, 7 Stunden, 8 Stunden). Hier muss geprüft werden ob die Tauben in diesem Kabi ordnungsgemäß versorgt wurden (bei der Anfahrt und am Auflassort), denn solche Differenzen sind sehr ungewöhnlich zumal eben die beiden weitesten Rven ingesamt einen deutlich besseren Flug hatten.
Am Sonntag morgen kamen einige Tauben nach bis etwa 10.30 Uhr, aber insgesamt deutlich zu wenig. Danach riss es, vermutlich wärmebedingt, erneut ab.

Viele Züchter stellen sich die Frage: was hat den zuständigen Flugleiter zu einem so späten Auflass bewogen, wo doch alle Möglichkeiten bestanden hätten stehen zu bleiben und am Sonntag früh auflassen zu können oder auch im Vorlauf oder im Nachhinein die Strecke zu verkürzen. Es ist überhaupt nicht ersichtlich warum ein so später Auflass zu einem anspruchsvollen Flug derart spät erfolgte, wo doch die Erfahrungen seit Jahren zeigen, dass in der Regel späte Auflässe bei weiten Flügen zu keinem guten Flugverlauf führen.

Wie kann es sein, dass für eine Vorverlegung des Fluges mit niedrigeren Temperaturen argumentiert wird, die Tauben dann aber so aufgelassen werden, dass sie in der heissesten Phase des Tages in den Heimatbereich fliegen müssen und das bei höheren Temperaturen als bei einem sehr frühen Auflass am Sonntagmorgen (welcher ja möglich gewesen wäre)?

Es wäre wirklich alles möglich gewesen: aufgrund der Wetterprognosen schon frühzeitig die Fahrer informieren und kürzer zu fahren. Frühzeitig von Passau wegfahren und die Strecke verkürzen (wie es ein anderer Regionalverband getan hat), die Strecke verkürzen und am nächsten Tag bei gutem Wetter auflassen., in Passau stehen bleiben und am nächsten Tag dort auflassen (was allerdings auch sehr anspruchsvoll gewesen wäre).
Es hätte reichlich Alternativen gegeben den Tauben einen sicheren Heimflug zu gewährleisten. Nichts davon wurde getan. Es wurde ein Auflass beschlossen, der in meinen Augen schlichtweg so nicht zu verantworten war.

Das sind nun alles Dinge, die aufgearbeitet werden müssen. Sind die Tauben gut versorgt gewesen? Warum wurde in Anbetracht der Wetterverhältnisse ohne Not der Auflass entschieden? Wer war an der Entscheidung beteiligt? Wer hat es zu verantworten? Und dann müssen einfach Konsequenzen gezogen werden. So etwas geht nicht. Niemand macht solche Fehler absichtlich, aber hier geht es um Tiere und mit diesen Tieren ist nicht so sorgfältig verfahren worden, wie es zwingend notwendig gewesen wäre.

Kurz noch zu unserer Situation hier im Schlag. Von 35 eingesetzten Tieren haben wir 22 zuhause. Das ist prozentual wohl noch eines der besseren Resultate in unserer RV. Es fehlen die besten Tauben, die wir in diesem und auch in den letzten Jahren hatten. Alte und erfahrene Tauben, die schon viele Flüge erfolgreich bestritten haben. Tauben mit 8/8, 7/8, 7/8, 7/8, 7/8. 7/8, 6/8 usw. Preisen bisher. Tauben mit vielen Spitzenpreisen in diesem und auch in den Vorjahren.
Es ist wirklich ein Debakel wie wir es in den letzten 40 Jahren nicht erlebt haben. Die Tiere waren - das kann man mir wohl glauben, denn so viel verstehe ich von Brieftauben - in einer sehr, sehr guten Verfassung für einen ordentlch verlaufenden 500-Kilometer-Flug. Beim Einsetzen der Tauben war ich wirklich sehr zuversichtlich.

Aber das ist nun alles hinfällig und fünf Jahre züchterische Aufbauarbeit nach dem letzten schlimmen Flugverlauf 2018 sind zu einem ganz großen Teil zunichte gemacht. An das Schicksal jeder einzelnen Taube, die nun noch bei uns und auch bei vielen anderen Sportfreunden fehlt, darf ich gar nicht denken, sonst wird mir schlecht.

Solange die Geschehnisse um diesen Flug nicht vollständig und vollkommen klar aufgearbeitet worden und die Verantwortlichen benannt sind, geht von unserem Schlag keine einzige Taube mehr in einen Kabinenepress. Keine Alttaube und keine Jungtaube.

Hier gibt es nichts mehr schön zu reden, auch wenn es gottseidank auch Sportfreunde gibt, die ihre Tauben besser und zahlreicher nach hause bekommen haben. Aber Konkursverläufe von 7 oder 8 Stunden über Nacht sind in der heutigen Zeit schlicht nicht mehr tolerierbar, wenn sie schon im Vorfeld bei sorgfältiger Arbeit absolut zu vermeiden gewesen wären.

Daher sei mir heute noch folgende Anmerkung gestattet: wer es für richtig befindet heutzutage einen 500 KM-Flug bei nicht einfachen Bedingungen und bei schwierigem Wetter am Auflassort erst eine Stunde vor Mittag zu starten, der hat entweder wenig bis keine Ahnung von Brieftauben oder das Schicksal der Brieftauben ist ihm völlig egal oder er war zum Zeitpunkt der Entscheidung irgendwie in seiner Entscheidungsfindung beeinträchtigt oder beeinflusst.

Ich hoffe dass auch die zuständigen Gremien unseres Verbandes sich mit diesem Flug ausgiebig beschäftigen und entsprechende Entscheidungen treffen. So geht es einfach nicht mehr!
 

Sonntag, 25.06.2023
Sascha am 25.06.2023 um 03:37 (UTC)
 Es ist halb 6 Uhr morgens und nach diesem Flug kann man als Brieftaubenliebhaber natürlich nicht mehr schlafen. Um es kurz zu machen: es war das erwartete Fiasko. Ob der Konkurs bereits geschlossen ist in RV und Regionalverband weiß ich nicht. Vielleicht ganz spät gestern am Abend, vielleicht läuft er noch. Es fehlen reihenweise sehr gute Tauben - bei uns und vielen anderen Sportfreunden. Das was gestern bei diesem Auflass um 10.50 Uhr gemacht wurde, ist in meinen Augen mit grob fahrlässig noch wohlwollend umschrieben. Ich möchte hier auch noch nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wer auch immer im Einzelnen dieses Desaster zu verantworten hat, sollte ganz schnell in sich gehen und alles was mit dem Brieftaubensport zu tun hat am Besten für immer ad acta legen. Und sollte noch irgendein Verantwortlicher auf die Idee kommen das Vorgehen bzgl dieses Auflasses in irgendeiner Form schön zu reden, dann verstehe ich endgültig die Welt nicht mehr.
Nun setze ich mich erst einmal wieder in den Garten und hoffe, dass doch noch einige Tauben den Weg nach hause finden.
 

Samstag, 24.06.2023
Sascha am 24.06.2023 um 05:09 (UTC)
 7.00 Uhr:
Das Wetter hat sich genau so entwickelt, wie es gestern bereits am frühen Abend vorhergesagt wurde. In Passau ist kein früher Auflass möglich. Im Gegenteil: es scheint so als sollte bis Mittag dort gar nichts machbar sein. Jetzt noch zurück zu fahren erscheint mir auch kaum sinnvoll, denn dann müsste man zwei Stunden fahren, hätte noch Tränk- und Standzeit und dann wäre auch erst ein später Auflass möglich. Insgesamt war das Vorziehen des Fluges wegen zwei Grad Außentemperatur von Samstag zu Sonntag Unterschied leider eine Fehlentscheidung. So etwas passiert - das kann man niemandem vorwerfen. Aber ich bleibe dabei: auch bei Flugverlegungen sollte man einfach mal Geduld haben und die Füße stillhalten. In den vergangenen Jahren waren die Flüge (und es waren nicht wenige), an denen wir verlegt haben, zumeist nicht besser als hätten wir den Flug am ursprünglich geplanten Tag durchgeführt.
Die Wetterlage heute in Passau erinnert mich sehr stark an das Wetter im Jahr 2015 dort in der Gegend. Wir standen damals in Wegscheid. Die Tauben wurden erst um 9.10 uhr gestartet. Es herrschte auch auf den ersten 50 oder 100 Kilometern der Strecke teilweise noch Nebel. Der Flug verlief von der Konkurszeit normal, aber es fehlten abends und am nächsten Tag viel zu viele Tauben. V.a. sehr gute Tauben. Eine Woche nach dem Flug bin ich mit dem PKW damals los gefahren und habe viele verflogene und gemeldete Tauben für unseren ganzen Regionalverband im Raum Hannover eingesammelt. Trotzdem kamen viele gute Tauben nicht nach hause. So etwas muss man nicht wieder haben. Dann sollte man lieber bis morgen stehen bleiben, die Tauben gut versorgen und morgen sehr früh starten. Ich bin gespannt was man nun entscheidet.
12.00 Uhr
Man hat unsere Tauben um 10.50 Uhr in Passau aufgelassen. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dazu schreiben. Ich wünsche allen Züchtern und Tauben "Gut Flug"
 

<- Zurück  1 ...  39  40  41 42  43  44  45 ... 175Weiter ->