| | In der Diskussion um die Freigabe weiterer Flugtage für Preisflüge auf der Mitgliederversammlung unseres Verbandes wurde u.a. auch die These aufgestellt, dass dieses deswegen notwendig sei, weil das Wetter immer schwieriger werde. Ich frage mich ernsthaft wie man zu dieser These kommt. Denn meiner Ansicht nach sind die Wetterbedingungen heute nicht schwieriger für Tauben, als vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Die Sommer sind eher trockener und wärmer als früher. Das ist aber für unsere Brieftauben erst einmal überhaupt kein Problem.
Ich erinnere mich 40 Jahre zurück als mein Vater und ich 1984 ganz vorne im Rennen um die Deutsche Meisterschaft im damaligen 9. Bezirk dabei waren. Damals musste wetterbedingt unser 600 Kilometer-Flug ausfallen und so konnten wir leider nicht um die Meisterschaft mitspielen. Das war schade, aber nicht zu ändern. Ein Jahr später gelang es uns dann doch diesen Titel zu erringen. Ich erinnere mich an ein anderes Jahr, dass dermaßen verregnet war, dass unser Flugleiter kaum in der Lage war das geplante Reiseprogramm durchzuführen und wir kaum Flüge über 400 Kilometer durchführen konnten. In einem weiteren Reisejahr war das Wetter speziell an der Donau herunter so schlecht, dass wir Woche für Woche nur 300 Kilometer-Flüge durchführen konnten. Es wurde immer wieder angefahren und dann der Flug zurückgenommen auf Neumarkt - das waren für uns 330 Kilometer Entfernung. Ein inzwischen verstorbener Sportfreund sagte irgendwann, daran erinnere ich mich noch sehr genau: "Bald sind die Tauben nach Neumarkt umgewöhnt."
Es ist mitnichten so dass das Wetter für Brieftaubenauflässe und den Heimflug schwieriger geworden ist. Was sich wohl geändert hat - und man kann darüber diskutieren ob dieses Verhalten richtig oder falsch ist - ist unser Umgang mit den Tauben. Wir sind bei den Auflässen vorsichtiger geworden. Im Hinblick auf unsere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist das sicher richtig. Ob es im Hinblick auf die Zucht guter und sicherer Brieftauben richtig ist, möchte ich einmal dahingestellt lassen.
Aber es soll doch niemand sagen, dass das Wetter ganz allemein schwieriger geworden ist für Brieftaubenwettflüge. Insofern sehe ich auch keinen Grund nun plötzlich auch noch Dienstags, Mittwochs oder Donnerstags Flüge durchzuführen, wenn es am eigentlichen Flugwochenende nicht geht. Der Sportfreund Lars Maibaum hat es in der Versammlung sehr deutlich gesagt: "Wenn es wirklich einmal nicht geht, dann fällt der Flug halt aus." Ich sehe das ganz genauso. Dabei bricht niemandem ein Zacken aus der Krone.
Was sich insgesamt aber auch geändert hat ist unser Umgang mit den Meisterschaften. Man möchte - aus Gründen, die sich mir nicht erschließen - auf Teufel komm raus die Flüge so durchziehen, wie es die Meisterschaftsbedingungen vorgeben. Und an der Stelle liegt doch das eigentliche Problem. Wenn man dann noch bedenkt, dass sicherlich achtzig bis neunzig Prozent der reisenden Sportfreunde überhaupt keine Ansprüche haben die höherwertigen Meisterschaften, für die wir uns krumm und schief legen wollen, zu erringen, dann wird erst recht deutlich wie unlogisch das (Abstimm-)Verhalten einiger unserer Vertreter in der Mitgliederversammlung war.
Lars Maibaum hat berichtet, dass man im Regionalverband 259, wo er beheimatet ist, jahrelang recht gut damit gefahren ist, am geplanten Tag einzusetzen und erst einmal loszufahren und dann zu schauen wie das Wetter ist.
Das muss man nicht knallhart durchführen. Man kann sicherlich auch im Vorfeld mal einen Flug verlegen, wenn es wirklich absehbar ist, dass es am geplanten Flugtag nicht geht. In den letzten Jahren hat im deutschen Brieftaubensport aber eine Praxis Einzug gehalten, die weder gut für die Tauben, noch gut für die Züchter, noch familienfreundlich ist: wir verlegen allzu früh die Flüge und Einsatztermine nur weil ein Wetterdienst an dem einen Tag vier Wolken mehr als an dem anderen Tag gemeldet hat. Das kann nicht der Sinn unseres Hobbys sein. | | | |
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