| In vielen Abstammungen in den derzeit laufenden Auktionen lese ich immer wieder die Begriffe "Vollschwester" oder "Vollbruder". Das finde ich sehr seltsam, denn entweder gibt es Halbgeschwister oder eben Geschwister. Wenn zwei Menschen die zwei gleiche Eltern haben, dann nennt man sie Geschwister. Wenn sie nur ein gleiches Elternteil haben, dann sind es Halbgeschwister. Nur im Brieftaubensport scheint es noch etwas anderes zu geben: die sogenannten "Vollgeschwister". Warum schreibt man so einen Kokolores in eine Abstammung? Wenn eine Taube ein Halbgeschwister zu einer guten Reisetaube ist, dann kann man es dorthin schreiben. Ansonsten ist es ein Geschwistertier. Aber auch da scheint es wohl überwiegend darum zu gehen mehr darzustellen, als wirklich dahinter ist.
Die Gebrüder Leidemann haben sicherlich einen großen Taubenbestand. Aber so wie der Markt aktuell überflutet wird mit sogenannten "Leidemann-Tauben" würde mich doch in so manchem Fall einer angebotenen Taube mal ein Gentest interessieren. Ich fürchte da ist nicht selten nicht mehr viel "Leidemann" nachweisbar. Aber auf dem Papier lässt sich so einiges hinschreiben, was einer wirklich Überprüfung nicht standhalten würde.
Der Vorteil eines relativ kleinen Zuchtbestandes bei dem viele Tiere miteinander verwandt sind ist, dass man seine Tauben gut kennt und auch hin und wieder erkennt, wenn da eine Fremdbefruchtung vorliegt. Wenn ich unsere Jungtauben ab einem gewissen Alter in die Hand nehme, dann kann ich bei vielen Tieren ohne Ringnummer durchaus an ihrem Äußeren, der Körperform, der Färbung usw, erkennen aus welchen Eltern sie sind. So ist es mir persönlich viel lieber als wenn ich 40, 50 oder noch mehr Vermehrungspaare für den Verkauf halten würde.
Wenn man dann über die Jahre auch noch die Reiseergebnisse und Leistungen seiner Tauben kennt, dann sieht man hin und wieder schon an irgendwelchen bestimmten für den eigenen Stamm typischen Merkmalen, ob eine Taube gut werden kann.
Natürlich kann es auch Spaß machen sehr viel mehr Zuchttauben zu halten und damit richtig züchterisch zu arbeiten durch Umpaarungen, Linien- und Inzucht usw. Aber dafür benötigt man den Platz und die Zeit und das Geld.
Erschreckend ist manchmal hingegen zu sehen, was Züchter, die z.b. einen Totalverkauf machen, für ein zusammengewürfeltes Sammelsurium auf den Schlägen haben. Mir würde das keinen Spaß machen. Irgendwie möchte ich doch lieber einen "eigenen Stamm" haben, wo der überwiegende Teil der Tauben auch miteinander verwandt ist.
Inzwischen ist es so, das selbst Tauben, die wir uns durch Kauf oder Tausch hinzu holen, oftmals irgendwie verwandt sind mit den Linien, die wir hier in unserem Schlag beherbergen. So haben wir uns in diesem Herbst z.b. im Tausch eine junge Taube von der SG Rosin aus der RV Rostock hinzu geholt. Dort hat man mit dem Vogel 19-381 eine Taube, die es auf insgesamt fünf erste Konkurse gebracht hat. Der Vater dieser Taube stammt von Dirk de Beer und kommt aus den Linien, die auch bei uns gut funktioniert haben und es immer noch tun.
Den 381 haben die Rosins gepaart an eine Täubin mit der Ringnummer 18-1308. Die war u.a. 13. AS-Taube BRD im Juni und flog u.a. zwei erste Konkurse. Väterlicherseits kommen beide Großeltern wieder von Dirk de Beer aus den Linien Jef, Gus und NL-105. Wieder die Linien, die nicht nur bei uns so gute Nachzucht gebracht haben. Außerdem führt die getauschte Jungtaube noch weitere Linien in ihrem Blut, die über Jahre bekannt und erfolgreich waren und sind. Und so führen wir, wenn wir diese Taube dann einkreuzen, wieder etwas aus den Linien ein, die hier funktionieren mit etwas "frischen Blut" aus anderen Linien. Und das ist im Grunde genommen sehr oft das Vorgehen, wenn wir hier versuchen unseren Verstand zu verstärken. Zum besseren Verständnis hänge ich hier einmal die Abstammung dieser Jungtaube an. Ich hoffe es ist gut zu erkennen....
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