| Unsere Jungtauben stehen aktuell an ihrem Auflassplatz in Gilserberg zum Vorflug. Vorhin war es hier noch neblig. Aber das hat sich nun aufgelöst. Allerdings sind weiter südlich im Sauerland über den Bergen immernoch Nebelfelder und so wird es noch etwas dauern, bis die Tauben gestartet werden können, zumal auch wieder reichlich Kabis hier aus NRW unterwegs sind zu Trainingsflügen und die verschiedenen Flugleiter achten dann ja auch darauf möglichen Kreuzungsverkehr zu vermeiden.
Beim Einkorben hatten unsere Jungtauben noch etwas Futter im Kropf und sie waren auch vielleicht ein wenig schwer, aber das ist alles ja kein größeres Problem, denn sie sollen nur nach hause fliegen.
In Belgien und den Niederlanden gestaltet sich das Jungtaubenspiel seit vielen Jahren bekanntlich völlig anders und dort kritisieren insbesondere einige Top-spieler und auch einige Tierärzte, dass man bestrebt ist das Jungtaubenspiel immer mehr zu verkürzen. Man hat Bedenken, dass die Qualität der Tauben insgesamt darunter leidet. Ebenso unter der Tatsache, dass die Jungtiere oft nur noch bei idealen Wetterbedingungen gestartet werden.
Letztlich kann man das selbstverständlich alles so sehen und es ist sicherlich auch etwas Wahres daran. Aber ich denke, dass gerade der Brieftaubensport sich nicht von gesellschaftlichen Entwicklungen hinsichtlich von mehr Tierschutz etc. abkoppeln darf. Allgemein gibt es hier in Deutschland, aber wohl auch in Belgien oder den Niederlanden immer mehr Menschen, die das Brieftaubenwesen und besonders die Reise gerne ganz verbieten möchten. Auch wenn das ein völlig falscher Ansatz von Tierschutz ist, so ist es dennoch gesellschaftlich ein Thema und Brieftaubenliebhaber in Deutschland, Belgien oder den Niederlanden befinden sich stets in einer Rolle, in der sie versuchen müssen ihr Hobby öffentlich zu verteidigen. Das fällt aber umso schwerer, je mehr Taubenverluste man einkalkuliert, weil man die Ansprüche an die Tauben hoch halten möchte als eine Art Selektionsdruck.
An diesem Punkt müssen wir einfach alle einmal darüber nachdenken wie sich die Zukunft des Brieftaubensports überhaupt gestalten kann. Es wird immer betont, dass aufgrund der immer geringer werdenden Züchterdichte nur noch weitere Flüge irgendwie gerecht veranstaltet werden können. Ich weiß nicht ob das tatsächlich so ist. Der "Autoflug" der "Freunde des Kulturerbes Brieftaube" hat vor zwei Wochen eigentlich gut dokumentiert, dass man auch auf Entfernungen von 400 oder etwas über 500 KM sehr spannende Wettbewerbe mit vielen Teilnehmern organisieren kann. Ich kann mir sogar vorstellen, dass dieses auch für Flüge über 300 KM möglich ist, wenn die Rahmenbedingungen stimmen (z.b. durch Zonen- oder Sektoreneinteilungen). Es muss vielleicht nicht immer weiter gehen hinsichtlich der Entfernungen. Wir würden damit vielleicht tiergerechtere Wettbewerbe schaffen, die aber trotzdem (aufgrund z.b. eines großen Einzugsgebietes) den Orientierungssinn der Tauben schulen und fordern. Und dazu muss man dann auch nicht die Jungtauben (und damit bin ich wieder beim Brieftaubensport in unseren Nachbarländern) über wer weiß wieviele Kilometer reisen und dazu wiederum schon im Winter Jungtiere züchten. Mit einer Umgestaltung unseres Reisesystems könnte man gleichzeitig auch wieder etwas mehr ein Stück in Richtung "Zurück zur Natur" gehen und dieses dann auch entsprechend in der Öffentlichkeit darstellen. | | |
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