| Nun, da überall die Reisesaison wieder offiziell gestartet ist und die Preisflüge begonnen haben, studiere ich immer mit großem Interesse verschiedene Preislisten. Da gibt es teilweise herausragende Ergebnisse zu bestaunen, bei denen nicht nur ich mich immer mal wieder frage: wie machen diese Sportfeunde das?
Hinter jedem herausragenden Ergebnis steckt, so denke ich, sehr viel Ehrgeiz, ein ganz bestimmtes System und viel Arbeit. Dazu kommen selbstverständlich auch gute Tauben. Aber gerade jetzt auf den Kurzstreckenflügen unter 300 Kilometer Entfernung ist es doch v.a. Arbeit und Fleiß des Züchters, wenn die Tauben absolute Serienergebnisse und Spitzenpreise einfliegen.
Wir haben hier sicherlich in all den Jahren auch schon super Resultate erzielt. Zumeist erst dann, wenn die Entfernungen weiter wurden, denn wir machen uns zu Beginn der Reise eben nicht die Arbeit und fahren die Tauben zum Training in der Welt herum oder motivieren sie besonders usw. Aber solche Ergebnisse wie sie einige Sportfreunde erzielen - da können wir nur den Hut ziehen.
So sah ich gestern eine Preisliste, in der ein Züchter gegen knapp 800 Tauben in seiner RV - er selbst hatte davon gut 40 eingesetzt - die ersten acht Konkurse erzielte und seine ersten 6 Tauben (!) waren seine sechs vorbenannten Tiere. Wie man das schafft? Ich habe keine Ahnung! Die ersten Tauben hatten dabei mehr als 20 Meter/Minute auf die Konkurrenz herausgeflogen und das auf einer Strecke von nur 200 Kilometern.
Dann gibt es Sportfreunde, die wie auch schon in den vergangenen Jahren gleich wieder die Preislisten von vorne dominieren. Gegen 1000 und mehr Tauben die ersten vier, fünf oder sechs Konkurse zu erzielen ist das eine. Aber darunter dann gleich seine vorbenannten Tauben zu haben ist das andere. Und wenn diese Züchter einem dann im persönlichen Gespräch glaubhaft vermitteln, dass sie eben ihre Tiere nicht privat trainieren oder anderen großen Aufwand betreiben, dann bleibt für mich immer die Frage: wie machen diese Sportfreunde das?
Je weiter die Entfernungen werden, desto mehr kommt es sicherlich auf die Qualität und die Gesundheit der Tauben an. Aber nun zu Beginn der Saison? Ohne Privattraining? Ohne großen besonderen Aufwand? Für mich bleibt das ein Rätsel.
Man mag das mal ein oder zwei Wochen schaffen. Wenn alles passt. Das Wetter, die Form der Tauben, vielleicht auch mal Lage und Wind. Aber dauerhaft? Sind diese Tauben so viel besser? So viel schneller? Ich kann mit da wirklich kein Urteil erlauben, aber ich glaube nicht, dass es besonders viele Bestände gibt, in denen die Tauben in Gänze so viel besser sind als alle anderen Tiere einer RV oder FG. Ja, im Schnitt sind in einigen Schlägen sicherlich deutlich bessere Tauben als anderswo. Ja, das macht sich auf den einzelnen Flügen und über das Jahr wirklich bemerkbar. Mehr Preise, mehr Spitzenpreise, höhere Prozentsätze. Aber das nicht hier und da einzelne sehr gute Tauben mal woanders sitzen sollen, welche es auch schaffen in die Spitze zu fliegen jetzt auf den kurzen Flügen - das lässt mich wirklich etwas ratlos zurück.
Unsere Tauben - und wir haben sicherlich nicht die schlechtesten Tiere - können das so nicht. Nur mit Training am Haus ohne zusätzlichen Aufwand können sie sicherlich mal einen Spitzenpreise fliegen - aber keine solch gewaltigen Serienergebnisse wie sie einzelne Schläge hinlegen. Zumal wenn diese Schläge nicht eine riesige Masse an Tauben setzen. Mit 130, 140 oder 150 Tauben gegen unter 1000 Tauben. Da schafft man es wahrscheinlich mit entsprechendem System und Einsatz schon eine RV "an die Wand zu spielen" (nebenbei bemerkt: für solche Resultate mit Massen an Tauben hab ich sehr wenig Bewunderung übrig). Aber mit einem "normalgroßen" Bestand eine RV zu dominieren nach Belieben - das ist schon aussergewöhnlich. Ich habe persönlich den Eindruck, ohne dass ich es statistisch nachweisen kann, dass die Zahl der Schläge, die ihre Konkurrenzen derart dominieren, eher größer als kleiner wird. Woran auch immer das liegen mag. Ob das immer so gut für unser Hobby ist möchte ich auch einmal dahingestellt lassen. Aber der Brieftaubensport ist sehr kommerziell geworden und es gibt auch in Deutschland ordentlich Geld zu verdienen. Und das mag hier und da dazu führen, dass aus gesundem Ehrgeiz ein krankhafter wird bei dem es nur noch um einen selbst und die eigenen Erfolge und Leistungen geht. Uns ist das ein wenig fremd. Brieftaubensport ist Hobby und bleibt Hobby.
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