| In einem etwas älteren Interview mit Günter Prange, dass ich nun einmal wieder gelesen habe, wurde der Meisterzüchter dahin zitiert, dass die Reisevögel, die er in die Zucht übernimmt, eigentlich auch gezeigt haben sollten, dass die auf 600 oder besser 700 KM-Flügen sehr gut in die spitze fliegen können.
Wenn man sich darüber Gedanken macht, dann ist das auch nur folgerichtig. Denn Tauben, die man in die Zucht übernimmt, sollten neben dem Leistungshintergrund v.a. auch eine gewisse "Härte" oder "Widerstandsfähigkeit" haben. Leider gehen wir im deutschen Programm mehr und mehr davon ab diese Flüge überhaupt durchzuführen. Der größte "Anspruch", den wir an die Tauben im RV- und Regionalverbandsprogramm noch stellen, sind zwei 500 KM-Flüge, wo sie oft nach sechs Stunden Flugzeit zuhause sind. Das hat natürlich mit einem anspruchsvollen Flug nichts mehr zu tun.
Günter Prange weiß schon sehr genau warum er gerne Tauben in die Zucht setzt, die auch mal neun, zehn oder elf Stunden auf dem Flügel sein können. Aber wer hat die denn in Deutschland inzwischen noch? Man sieht das auch aktuell in den Auktionen bei den Spitzentauben, die dort Eltern oder Großeltern der angebotenen Tiere sind: Spitzenpreise, viele Preise und auch oft erste Konkurse. Aber wenn man genauer schaut, dann sind das sehr oft eben Preise auf 200 oder 300, auch mal auf 400 KM. Das ist sicherlich auch klasse. Aber oft fliegen diese Tiere auf den weiteren und schwereren Flügen nicht mal einen Preis.
Wenn wir uns ab und an eine Taube hinzu holen, dann achten wir inzwischen sehr darauf, dass die Eltern oder Geschwister dieser Taube v.a. auch die wenigen weiten Flüge, die wir im Programm in Deutschland noch haben, sehr gut bestritten haben. Möglichst mit Spitzenpreisen.
Man sieht das z.b. an der Spendentaube für die Westfalenmeisterschaft, die ich hier vorgestern verlinkt habe. Sie stamm aus einer Täubin, deren Vater auf einem 500 KM-Flug den ersten Konkurs regional geflogen hat und auf dem 600er im gleichen Jahr den ersten Konkurs in der RV und den 6. Konkurs regional. Das zeigt uns zumindest ein weing, dass diese Tauben etwas vertragen und hart arbeiten können.
Wir nehmen aus unserer Reisemannschaft z.b. in diesem Jahr unseren 17-956 in unser Zuchtabteil. Der Vogel hat insgesamt 47 Preise geflogen. In diesem Jahr noch 11 Preise. Er ist wahrlich kein spitzenflieger. Eher eine zuverlässige Taube, die einigermaßen regelmäßig ihre Preise geflogen hat. Aber wir nehmen ihn in die Zucht, weil er doch mehrere Preise auf den weitesten Flügen, die wir jeweils bestritten haben, erringen konnte, Ab Amstetten, ab Pocking, ab Passau. Nur 2019 auf Micheldorf (600 KM), als die Tauben teilweise in Gewitter gekommen sind, flog er auf einem weiten Flug keinen Preis.
Er hat eine gute Abstammung und ist ordentlich in der Hand und wir denken immer, dass man auch solche Tauben in der Zucht benötigt, um ein bißchen so etwas wie "Härte" im Bestand zu behalten. Das wird mit den heutigen Kurzstrecken-Reiseprogrammen sowieso immer schwieriger. | | |
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