| Einer der drei fehlenden Vögel vom gestrigen Flug ist heute morgen gegen halb elf Uhr heimgekehrt. Er war am Kopf, am Hals und unter dem Flügel durch den Greifvogel verletzt. Es ist nicht dramatisch, aber man sieht ihm schon an, dass er Schmerzen hat. Der Vogel hatte im vergangen Jahr von neun Einsätzen als Jähriger sieben Preise geflogen. Jetzt fällt er leider erst einmal aus.
Der Druck durch Greivögel wird von Jahr zu Jahr immer größer. Ich denke dass 80 bis 90 Prozent der Taubenverluste auf Flügen (und beim Freiflug am Haus sowieso) auf Greifvogelangriffe zurückzuführen sind. Die Überpopulation von Wanderfalken, Habichten, Sperbern usw. steht in keinem natürlichen Verhältnis mehr.
Mit dem verletzten Vogel haben wir nun einen weiteren Witwervogel, den wir (vorerst) nicht reisen können. Es hat sich hier schon ein zu großes Lazarett in denn wenigen Wochen des Freifluges und der Vor- bzw. jetzt Preisflüge entwickelt.
Ich habe, wie ich es oft tue, unseren gestrigen Preisflug einmal näher analysiert und bin dabei doch zu einigen Erkenntnissen gekommen. Von den 38 teilnehmenden Schlägen unserer RV haben in der Preisliste genau drei Schläge 33 Prozent oder etwas mehr Preise mit ihren jährigen Tauben erzielt. Ein Züchter macht von sechs eingesetzen jährigen Tauben zwei Preise, eine Schlaggemeinschaft macht von 14 eingesetzten jährigen Tauben 6 Preise und wir selbst machen von 20 eingesetzten jährigen Tauben 7 Preise. Alle anderen Schläge liegen prozentual zumeist erheblich unter den sogenannten "Prozenten" mit ihren jährigen Tauben.
Das bleibt allerdings auch nicht aus. Die Tauben und die unserer Nachbar-RV müssen auf eine Fläche von etwa 50 x 60 Km fliegen. Auf dieser Fläche befinden sich gerade einmal 67 reisende Schläge. Einige Schläge liegen dabei auf einer Höhe von 600 Metern im Sauerland, andere liegen bei gerade 50 Meter über NN fast schon im Münsterland.
Da gibt es in der Regel keine Schwarmankünfte. Da verfliegen sich v.a. auch bei blauem Himmel und Rückenwind viele Tauben erst einmal und müssen dann alleine zurück. Und wir sprechen hier von überwiegend Tauben, die erst seit vier oder fünf Wochen regelmäßig überhaupt im Freiflug sind. Es ist schon erstaunlich dass die Tiere das überhaupt so gut schaffen.
Nur mal zum Vergleich: die Fläche wäre in etwa so, als würde man im und rund um das Ruhrgebiet eine Fluggemeinschaft bilden, die von Wuppertal bis nach Hamm und von Unna bis nach Essen geht und auf dieser großen Fläche befinden sich dann knapp 70 reisende Schläge. Ich möchte einmal die Sportfreunde im Ruhrgebiet hören was sie dazu sagen, würde man ihre Tauben ab 200 KM Entfernung in einer Konkurrenz mit einem solchen Einzugsgebiet reisen. Dort ist man sich ja schon wegen der Lage manchmal aufgrund von 5 Kilometern nicht einig.
Ich halte es grundsätzlich für richtig, dass wir unsere Tauben auch in solchen und flächenmäßig noch größeren Gemeinschaften reisen. Sie müssen das können. Aber dazu sollten wir sie auch viel besser schulen schon als Jungtiere und dazu sollten wir uns v.a. im Frühjahr mal mindestens zwei, drei Wochen mehr Zeit lassen um mit der Reise zu beginnen, damit die Tauben nach der langen Phase des Winters überhaupt erst einmal wieder in die Gänge kommen können. Schiefflieger, Greifvogelverluste und angeschlagene und verletzte Tauben und Nachzügler haben v.a. damit zu tun, dass wir einfach gar keine Geduld mehr haben und unbedingt im April schon Preisflüge machen müssen.
Für uns selbst kann ich aus der Fluganalyse am Ende auch etwas schließen: die Jährigen Vögel haben es insgesamt also noch sehr gut gemacht in Relation zu den Tauben anderer Schläge. Aber die alten Vögel hätten doch etwas besser kommen müssen und da bin ich an dem Punkt der mangelnden Fitness. Es ist auch etwas anderes Witwervögel in Flugform zu bekommen im Verhältnis zu Witwerweibchen. An der Stelle muss ich mir künftig eventuell noch ein wenig etwas einfallen lassen. | | |
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