| Gestern konnte ich etwas früher Feierabend machen von der Arbeit. Als ich nach hause kam habe ich mich darüber gefreut, dass im Laufe des Nachmittags noch der jährige Vogel vom Flug am Tag zuvor heimgekehrt war. Er war abgeflogen, aber insgesamt wohlauf. Ich habe dann, weil noch Zeit war, die Witwer herausgelassen damit sie sich ein wenig bewegen konnten. Ich habe dann den Schlag sauber gemacht und als ich fertig war bin ich herunter gegangen in unsere Küche. Als ich aus dem Küchenfenster schaute und die Vögel beobachten wollte schoss plötzlich ein Habicht von oben in den Schwarm an einer Stelle, wo er sehr oft angreift. Ein gehämmerter Vogel löste sich aus dem Schwarm und der Habicht versuchte ihn zu greifen. Der Vogel konnte entkommen und der Habicht stellte ihm nach. Dann konnte ich nichts mehr erkennen, weil das Haus meines Bruders die Sicht verdeckte.
Ich bin dann wieder auf die Schläge gegangen und habe die Tauben schnell hereingerufen. Es fehlte ein gehämmerter, zweijähriger Vogel. Irgendwann kam dieser dann aber auch angeflogen und herein und so waren schließlich zumindest alle Tauben wieder wohlbehalten im Schlag.
Ich muss sagen, dass mir diese Greifvogelüberpopulation inzwischen dermaßen auf die Nerven geht, dass ich mich das alles ernsthaft sauer macht. Von jedem Flug kommen verletzte und angerissene Tiere nach hause. Beim Training am Haus tauchen Wanderfalke oder Habicht auf und machen den Tauben das Leben schwer. Es hat für mich nichts mehr mit einem entspanndenden Hobby zu tun, wenn man fortlaufend Sorge um seine Tiere haben muss. Und es hat auch nichts mehr mit normalen Verhältnissen in der Natur zu tun.
Heute müsste ich die Tauben am Morgen herauslassen zum Training, weil abends keine Zeit mehr ist. Ich kann ja nicht jeden Tag früher Feierabend machen. Aber wenn ich die Witwer gleich aufstelle und herauslasse, dann werden die Wenigsten den Schlag freiwillig verlassen nach dem Angriff gestern. Ich werde sie auch nicht jagen, Eigentlich müssten die Tauben trainieren, denn ich denke, dass ihre Flugverfassung und Form nur durch regelmäßiges Training besser werden kann. Wenn sie aber aus Angst nicht trainieren, dann macht es auch wenig Sinn sie auf Wettflüge mitzugeben.
Nun sind wir hier wahrlich nicht die einzigen Brieftaubenzüchter, denen es so geht. Ich bekomme schon während des ganzen Frühjahrs Rückmeldungen von Sportfreunden aus ganz Deutschland über massive Probleme mit den Greifvögeln. Jetzt in der Zeit der Wettflüge berichten mir viele Züchter von verletzten Tauben, von alten, erfahrenen Tauben, die plötzlich nicht mehr heimkehren usw.
Aktuell habe ich keine Idee was wir als Brieftaubenzüchter tun können um diese Situation zu verändern. Aber ich muss ehrlich sagen: so macht es einfach keinen Spaß, wenn die Tauben selbst beim Freiflug am Haus nur noch Gefahren ausgesetzt sind. An unsere Jungtauben, die nun im Schwarm die ersten Flüge machen, möchte ich erst gar nicht denken. Wenn der Greifvogel dort hineinschießt, dann sind viele Tiere wahrscheinlich ganz verloren. | | |
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