| In der Zeit in der das Jungtaubenspiel voll im Gange ist drehen sich doch sehr viele Gespräche um die Verluste von Jungtauben. Immer wieder kommt die Frage auf: "Wieviele fehlen dir noch?"
Es scheint so als ob es jede Woche eine neue Lotterie ist die Jungen aufzulassen und gut nach hause zu bekommen. Leider gehen immer mal wieder Flüge daneben und bringen teilweise riesige Verluste mit sich. Manchmal kann man die Gründe für die schlechten Flugverläufe zumindest erahnen (wenn z.b. die Wetterbedingungen zu risikobehaftet für einen Auflass waren) und manchmal kann man sich den schlechten Verlauf eines Fluges einfach nicht erklären. Wir machen uns dazu in Deutschland das Leben selbst schwer indem wir zig verschiedende Reiserichtungen haben und kreuz und quer durch die Republik fahren mit unseren Tauben und wir an jeden Flugtag die große Gefahr von kreuzenden Schwärmen haben. Das ist einfach ein zusätzlicher Risikofaktor für Verluste, den wir eigentlich dringend minimieren müssten.
Inzwischen haben wir gottseidank die Jungtierkrankheit durch die Impfungen weitgehend im Griff. Bis vor ein paar Jahren trugen sichtbar oder teilweise unterschwellig erkrankte Jungtiere erheblich zu den Verlusten bei.
Aktuell gibt es aber in nicht wenigen Beständen Schwierigkeiten mit der Erkrankung der entzündeten Augen. Die Verlustrate bei derart erkrankten Jungtieren ist nicht so hoch, aber auch das sollte man im Hinterkopf behalten. Meiner Ansicht nach sind es weniger die sichtbaren Entzündungen an den Augen, welche den Jungtauben Schwierigkeiten machen nach hause zu finden, als vielmehr, dass sie durch die Erkrankung körperlich geschwächt erscheinen - vergleichbar zu einem Menschen, der Fieber hat und Sport treibt.
Gestern las ich bei Ad Schaerlaeckens dann folgendes zum Thema Jungtaubenverluste:
"Der belgische JPC weist auf den enormen Anstieg der Zahl von Mobilfunkmasten seit der Einführung von Mobiltelefonen hin. Dieser Anstieg geht fast parallel zu den steigenden Verlusten. Es gibt nicht nur mehr von ihnen, sie werden auch immer leistungsfähiger. Er verweist auf Studien in Italien und Amerika, die zeigen, dass Tauben sich weniger auf ihren „natürlichen Kompass“ und mehr auf visuelle Hinweise wie Autobahnen, Flüsse usw. zu verlassen scheinen. Die Leute nennen sie „Kompasstauben“. Einige von ihnen fliegen direkt nach Hause, während andere ihrem natürlichen Kompass weniger zu „vertrauen“ scheinen. Sie verwenden Hinweise. Diese sind langsamer und man will sie nicht. Vor Jahren vermuteten Wissenschaftler, dass Tauben Autobahnen folgen. Das wurde damals mit großem Gelächter aufgenommen. Heute nicht mehr. Sicherlich nicht von Menschen, die entlang eines solchen Gewässers oder einer Autobahn von Süden nach Norden leben."
Ob die Verluste von Tauben auch mit der stetig steigenden Strahlung durch Mobilfunk etc. zusammenhängen kann man nur vermuten. Erwiesen ist das nicht. Persönlich habe ich aber den Eindruck, dass sich Brieftauben (junge, wie alte Tauben) zunehmend schwerer tun sich neu zu orientieren, wenn sie aufgrund des Wetters (z.b. Regenschauer oder schlechte Sicht), Greifvogelangriffen, Kreuzungsverkehr oder sonstigen Unwägbarkeiten ihre Heimflug-Route verlassen mussten. D.h. die Taube orientiert sich nach dem Auflass, fliegt in die richtige Richtung (häufig auch erst einmal im großen und sicheren Schwarm) und erst im Heimatgebiet trennen sich die Tiere.
Wenn man Preislisten analysiert, dann fällt auf, dass es viel mehr noch als früher, teilweise Schwarmankünfte gibt bei denen viele Tauben eines Schlages gleichzeitig kommen. In dem Zusammenhang ist mein Eindruck, dass die Tauben so lange es geht im sicheren Schwarm bleiben, was dazu führt, dass ein Züchter manchmal zehn oder fünfzehn Tiere gleichzeitig nach hause bekommt und Einzeltauben erst dann, wenn diese Tauben zuhause sind, notgedrungen aus diesem Schwarm gehen (teilweise landen sie auch mit auf den Schlagdächern) und erst später nach alleine nach hause fliegen.
Hinsichtlich der Verluste vermute ich, dass Schwärme, welche die nach dem Auflass richtig eingeschlagene Flugroute verlassen haben (eben wegen des Wetters, der Greifvögel, Flugkreuzungen etc) sehr große Schwierigkeiten haben sich dann neu zu orientieren, Vielleicht weil sie, wie in den Sätzen von Ad Schaerlaeckens beschrieben, ihre natürliche Fähigkeit zu Navigation nicht mehr so gut nutzen können wie früher. Es kommt dann zu Verlusten und die Tauben kommen teilweise auch extrem schlecht in den Folgetagen nach, weil sie oftmals weit entfernt von zuhause sind und auch einfach nicht mehr genau wissen wo sie hin müssen.
Für Jungtauben ist das Heimfinden dann noch einmal sehr viel schwerer als für erfahrene Alttauben. Wir müssen uns Gedanken darüber machen wie wir diesen möglicherweise vorhandenen Orientierungsproblemen unserer Tauben begegnen. Leider ist es so, dass oft auch keine Tauben gemeldet werden oder, wenn sie gemeldet werden, nicht abgeholt werden. Viele Züchter scheinen dazu einfach zu träge zu sein. Ich kann nur immer wieder dazu animieren Zuflieger zu melden und gemeldete Tauben auch abzuholen. Das ist einfach wichtig. Nicht nur für die verflogene Taube, nicht nur für das Image unseres Brieftauben-Hobbys, sondern um vielleicht auch Eindrücke und Ideen dazu zu bekommen, warum die Tauben sich heute vielleicht mehr verfliegen als sie es früher taten. | | |
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