| Wie erwartet wurde unser sechster Preisflug auf den Samstag vorverlegt. Heute nachmittag findet das Einsetzen für den Preisflug ab Straubing, das sind für unseren Schlag 423 KM Entfernung, statt. Gestern wurde unser neuer Kabinenexpress noch einmal in einer Feierstunde eingeweiht und ich möchte heute den Pressebericht hier veröffentlichen, der am heutigen Tag hier in der heimischen Lokalzeitung erschienen ist.
Komfortabler und günstiger - RV Möhnetal investiert 85000 Euro in neuen „Taubenexpress“
Warstein – Zweimal war er seit seiner Zulassung Anfang Mai schon unterwegs, bei der dritten Tour am Samstag nach Straubing auch mit Gottes Segen: Zahlreiche Mitglieder der Reisevereinigung (RV) Möhnetal-Warstein trafen sich am Donnerstagvormittag zur offiziellen Vorstellung und Segnung durch Pastor Markus Gudermann des neuen „Taubenexpress“. Dank der 85 000 Euro-Investition sind bis zu 2000 „Rennpferde des kleinen Mannes“ nun komfortabler und vor allem günstiger unterwegs.
Für die Reisevereinigung ist es so etwas wie ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, feiert der Verein doch 2026 sein 100-jähriges Bestehen. 1926 wurde in Belecke der Grundstein gelegt, denn dort war damals der Verkehrsknotenpunkt der Bahn mit Anbindungen nach Lippstadt, Soest, Brilon und Warstein. „Damals wurden die Tauben alle mit der Reichsbahn transportiert“, blickte Vorsitzender Manfred Gödde anlässlich der Einweihung am Donnerstag zurück. In großen Reisekörben kamen die Tauben in den Waggon, fuhren teilweise bis zu 1000 Kilometer weit bis ins damalige Königsberg. August Unger gehörte damals zu den Taubenfreunden der ersten Stunde, die die Tiere auf ihrer zwei bis drei Tage dauernden Reise begleiteten – auf einem Strohsack zwischen den Körben als Sitz- und Schlafgelegenheit. Er kümmerte sich im Waggon um die Tauben, versorgte sie bis zur Ankunft am Auflassort.
Über viele Jahre war der Taubentransport mit der Bahn der Standard. Im Jahr 1962 änderte sich das bei der Reisevereinigung mit dem Kauf des ersten Lastwagens – ein gebrauchtes Fahrzeug von den Warsteiner Eisenwerken. Fortan wurden die Tauben statt auf der Schiene auf der Straße zu den Startpunkten der Wettbewerbsflüge gebracht.
Vorstand und Mitglieder der Reisevereinigung – in ihr sind derzeit rund 90 Züchter nicht nur aus der Stadt Warstein, sondern aus dem ganzen Kreis Soest und aus dem benachbarten HSK aktiv – standen jüngst vor einer richtungsweisenden Entscheidung, wie Manfred Gödde verdeutlichte: „Das alte Auto war inzwischen 25 Jahre alt – was sollen wir machen?“ Man entschied sich für eine nicht unerhebliche Investition, denn die Züchter wollten ihr geliebtes Hobby, ihre Liebe zum Taubensport natürlich nicht aufgeben. Für 85 000 Euro wurde ein komplett neuer Transporter gekauft – 35 000 Euro bekam man noch für den alten Lastwagen, 50 000 Euro hatte der Verein in den letzten 15 Jahren vorausschauend angespart, wie Manfred Gödde verriet. „Das ist alles über das Ehrenamt finanziert“, blickte er auf Ausstellungen und andere Events zurück, mit denen man neben den Beiträgen für ein finanzielles Polster sorgte. Und nicht nur der neue Transporter ist „schuldenfrei und ohne Fördermittel“ angeschafft worden, wie der Vorsitzende betont, auch die vor 25 Jahren errichtete Halle in der Romecke befindet sich im Eigentum des Vereins.
Transport von bis zu 2000 Tauben
Bis zu 2000 Tauben kann das Gespann aus Zugfahrzeug und Anhänger transportieren. Dabei reisen die Tiere in dem Aluminium-Aufbau und dem Edelstahl-Interieur auf dem modernsten Stand der Technik. Eine Lüftung ist natürlich ebenso integriert wie Tränken – alles optimiert, damit die „Rennpferde des kleinen Mannes“ optimal versorgt sind in ihren Boxen, in denen zwischen 15 und 20 Tiere Platz finden. Auf der Tour legt der Fahrer – für ihn gibt es in der Kabine sogar eine Schlafkoje – dann Pausen ein, macht die Rollläden hoch, lüftet und versorgt die Tiere. Schummeln geht dabei nicht, „das ist alles per GPS überwacht und dokumentiert“, so Gödde. Im Vergleich zum vorherigen Lastwagen ist der neue Transporter deutlich kleiner, was gleich mehrere Vorteile bringt: Er schluckt nicht nur weniger Treibstoff, für ihn ist auch keine Lkw-Maut mehr zu zahlen – das waren zuletzt rund 4500 Euro im Jahr. Da das Zugfahrzeug weniger als 3,5 Tonnen wiegt, ist es zudem mit einem normalen Autoführerschein zu fahren. Knapp 20 000 Kilometer wird das Gespann, für das man noch Werbesponsoren sucht, pro Jahr zwischen April und September unterwegs sein, um die Tauben zu den Starts bei den Wettbewerben zu bringen. Die nächste Tour wird bereits an diesem Wochenende sein: Aufgrund der aktuellen Wetteraussichten, soll der Start ab Straubing – das sind rund 430 Kilometer Luftlinie, für die die Tauben rund fünf Stunden benötigen – bereits am Samstag erfolgen, das Einsetzen ist für Freitagabend geplant. „Heute haben wir zum Glück einen guten Einblick ins Wetter“, so Manfred Gödde, der sich aber immer noch gut an die Zeit erinnert, als es in Warstein nur zwei Telefone gab und eine Tafel in der Domschänke hing mit den Infos zu den Wettbewerbsflügen. Das Wetter bestimmte man damals durch einen Blick aus dem Fenster.
Auch wenn sich die Technik über die Jahre verändert hat, so ist doch eines geblieben, wie Manfred Gödde als begeisterter Brieftaubensportler unterstreicht: „Die Liebe zum Tier und die Hochachtung vor der Leistung, die es mit diesem kleinen Köpfchen und ihrem Körper vollbringt.“

Text und Bild: Christian Clewing, Westfälischer Anzeiger
Quellenangabe: Soester Anzeiger Warstein vom 30.05.2025, Seite 10
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