| Das was sich hier in der RV in den letzten Tagen abspielt ist wieder einmal ein Paradebeispiel dafür warum es mit dem deutschen Brietaubensport immer weiter bergab geht und es nur noch sehr selten gelingt Menschen, insbesondere jüngere Leute, für unser Hobby zu begeistern.
Rechtzeitig vor der Jungtierreise erhalten wir immer ein schreiben, in dem die Vorflüge terminiert sind und einige Informationen zum Reisegeschäft stehen. Danach war unser erster Vorflug auf den gestrigen Donnerstag angesetzt ist. Also hatte ich mir gedacht, dass ich eine Einladung von Freunden annehmen kann für den heutigen Freitag, da dann Freitag ja bestimmt nicht eingesetzt oder geflogen wird.
Am zurückliegenden Sonntag wurde uns dann vorab mitgeteilt, dass der 1. Vorflug wetterbedingt vielleicht auf den Mittwoch vorgezogen wird. Montag wurde dieses dann bestätigt. Ich hatte geschrieben, dass ich als letzter am Dienstag zum Einsetzen kam, da ich so lange überlegt habe, ob es überhaupt Sinn macht die Tauben einzusetzen, da aus meiner Sicht ein Flug am Mittwoch schwierig sein würde. Ich dachte mir dann: "Sie werden schon wissen was sie tun" und habe die Tauben doch noch eingesetzt. Mit dem Ergebnis, dass der Flug nicht stattfand und zurückgenommen wurde. Ich habe mich am Meisten über mich selbst geärgert, da ich bzgl des Fluges und des Wetters ja eigentlich schon geahnt hatte worauf es hinausläuft.
Ich mache da ansonsten gar keinen Vorwurf. Wenn der Flugleiter das Wetter für nicht geeignet hält für einen Auflass, dann ist das eben so. Aber es ist eben auch so, dass man das schon im Vorfeld in den Wetterberichten sehen konnte.
Wie auch immer: also bin ich nach der Rückkehr des Kabis zur Einsatzstelle gefahren, habe die drei Boxen mit unseren Jungtauben ins Auto geladen und habe sie hier in der Nähe fliegen lassen.
Gestern nachmittag dann um kurz nach 16 Uhr erhielten wir die Nachricht, dass wir heute wieder einsetzen sollen für den Vorflug morgen und einen neuen Versuch vom gleichen Ort. Wie gesagt: ich hatte entsprechend der ursprünglichen Planung eine Einladung für heute angenommen und nun stehe ich wieder da. Sage ich den Freunden ab oder lasse ich die Tauben zuhause?
Gestern abend sagte mir ein Sportfreund, der nicht an der Reise teilnimmt, aber einige Tauben zuhause zu seiner Freude hält und dessen Bruder lange erfolgreich Brieftauben gereist hat: "Das wird ja immer schlimmer. Da hat mein Bruder schon immer drüber geschimpft. Diese ständigen Verlegungen. Das geht doch nicht!" und später sagte mir ein weiterer Brieftaubenfreund, der ebenfalls nur einige Tiere am Haus hält und der nicht reist: "Das würde ich nicht mehr mitmachen."
Genau betrachtet haben beide vollkommen recht. Wenn das ganze Privatleben aufgrund der dauernden Verschiebungen unter unserem Hobby leidet, dann ist es eigentlich besser sich davon zu verabschieden. Mir scheint dass viele Züchter überhaupt nichts mehr anderes zu tun haben als ihre Tauben zu reisen. Das ist alles was sich in ihrem Leben abspielt und deswegen ist es ihnen auch egal wenn ständig Termine verschoben werden.
Als die Tauben, die ich am Mittwoch aus dem Kabi geholt und fliegen gelassen hatte, hier zuhause einsprangen, sprang ein Zuflieger mit ein. Die Taube kam von Sportfreunden aus dem Regionalverband 258. Gestern nach dem Freiflug der Jungtauben sprang erneut eine fremde Jungtaube ein. Von den gleichen Sportfreunden.
Diese berichteten mir, dass ihre RV am Mittwoch einen Vorflug gestartet hatte. Man stand gar nicht weit von hier entfernt mit dem Kabi, aber ein Auflass war wetterbedingt nicht möglich. Also ist man ein Stück zurück gefahren und hat um 14.10 Uhr die Tauben aufgelassen. Mit dem Ergebnis, dass vielen Sportfreunden noch etwa ein Drittel ihrer Jungtauben fehlt.
Das Interessante an der Meldung dieser beiden Tauben war nun, dass die Tauben nicht die 55 KM in Richtung Heimat im Nordosten geflogen sind mit Wind im Rücken, sondern etwa 35 KM in Richtung Südwesten gegen den Wind und dann hier eingesprungen sind und dass es sicher nicht die einzigen waren, denn es fehlen in der entsprechenden Tauben teilweise leider noch reichlich Tiere. Warum sind diese Tauben in genau die entgegen gesetzte Richtung geflogen? Ich vermute weiterhin dass es vielen Jungtauben aus mir unbekannten Gründen extrem schwer fällt sich überhaupt zu orientieren.
Ich verstehe aber auch die Flugleiter nicht mehr. Jungtiere, die noch gar nicht oder ein oder zwei Mal im Kabi waren zurückzufahren auf kürzere Entfernungen und dann nachmittags zu starten, das ist totales Harakiri. Das macht man nicht und das sollte man eigentlich auch wissen. Da ist es dann schon besser es so zu tun, wie es hier gemacht wurde. Man nimmt die Tiere zurück in die Heimat. Dass sie aber kaum zuhause sind, nachdem man sie abgeholt hat, und dann wieder kurzfristig ein Flug angesetzt wird, zeigt mir, dass weiterhin unglaublich viel schief läuft im deutschen Brieftaubensport und auch deswegen unser Hobby so keine Zukunft hat. | | |
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