| | Auch an diesem Wochenende fanden hier und da noch einige Flüge, sowie Finals von One-Loft-Rennen statt. Es ist schon interessant zu verfolgen wie diese Flüge verliefen und sich Gedanken zu machen, warum sie so verliefen.
Am Freitag (vorgestern) wurde der Endflug des Ostseefluges auf Usedom veranstaltet. Die Tauen wurden zum Finale dieses OLR auf einer Entfernung von 500 KM hier in NRW in Kamen gestartet. Es waren gute Bedingungen und Rückenwind. Gerade auf den Rückenwind achtet der Veranstalter dieses OLR immer sehr wenn er seine Flüge durchführt. Schon im Vorfeld waren doch einige Tauben bei den Flügen ausgeblieben , sodass zum Finale noch 1626 Tauben gestartet wurden. Die Siegertauben flogen in der Spitze knapp 1450 m/min. Ein Drittel der Tauben (also die "Prozente") waren nach genau 100 Minuten Konkurszeit wieder im Schlag. Ein guter Flugverlauf bei dieser Entfernung. Trotzdem fehlen nun zu Beginn des zweiten Tages nach dem Auflass noch über 600 Jungtauben dort. Es werden sicher noch welche wiederkommen. Aber zu verstehen ist es erstmal nicht.
Gestern veranstaltete der Regionalverband 250 hier bei uns in der Gegend noch einen Nationalflug ab Bar Le Duc über eine Entfernung von gut 400 KM. Der Auflass erfolgte um 9.30 Uhr. Es herrschte in der Strecke teils deutlicher Rückenwind. Die Temperaturen waren recht hoch mit bis zu 30 Grad Celsius bei der Ankunft. Die Siegertauben flogen fast genau 1800 m/min und benötigten für die 400 KM weniger als vier Stunden. Der Konkurs stand bei knapp 800 gesetzten Tauben fast genau zwei Stunden offen. Am Abend fehlten doch allerorten noch einige Tauben - ich würde schätzen so etwa ein Viertel.
Vom gleichen Auflassort wurde dann nur eine Viertelstunde später das One-Loft-Race "German Classic" gestartet. Der Zielort Salzkotten liegt mitten in diesem Regionalverband 250. Man hätte also annehmen können dass der Flugverlauf sehr ähnlich sein würde. Gleiche Bedinungen, gleicher Wind, gleiche Flugrichtung und Lage. Interessanterweise flogen die Siegertauben dieses OLR aber fast genau 200 m/min langsamer als die Tauben im Regionalverband 250. Und am Abend waren erst 107 von 533 Tauben wieder im Schlag. D.h. nicht einmal die "Prozente" waren wieder da bei völlig gleichen Bedingungen.
In den Regionalverbänden 450 und 451 gab es gestern auch noch einen gemeinsamen Flug über etwa 350 KM. Auflass 9.30 Uhr. Ebenfalls auf der SW-Richtung. Die Bedingungen praktisch deckungsgleich mit den weiter oben beschriebenen Verhältnissen. In der Spitze flogen die Tauben knapp 1600 m/min. Die Konkurszeit war auch ok, wenngleich für die relativ kurze Entfernung auch etwas zu lang. Aber bei einigen Sportfreunden fehlten am Abend ebenfalls wieder deutlich zu viele Tauben.
Dabei muss man immer bedenken, dass es sich um bestens vorbereitete und in Verfassung befindliche Tiere handelt. Woran liegt es also, dass die Tauben teilweise so zäh kommen?
Ich mache mir viele Gedanken um diese Flugverläufe und versuche Erklärungen zu finden. Zum Einen ist es sicherlich so, dass die Tauben, die am Nationalflug teilnahmen anders im Federstand waren als die Tiere bei den OLR. Die Jungtierspezialisten verdunkeln und belichten ihre Tauben, während bei den OLR allenfalls belichtet wird. Manchmal gar nichts. Auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird: es ist ein großer Unterschied ob ein Jungtier verdunkelt und anschließend belichtet, oder ob es nur belichtet wird hinsichtlich des Federstandes und der dadurch bedingten Leistungsfähigkeit der Taube. (Von herkömmlich mausernden Jungen ganz zu schweigen).
Ich denke auch, dass es ein gewaltiger Unterschied ist ob man 40 oder 60 Jungtauben im eigenen Schlag gesund und in Form halten muss oder 500 oder 1500 Jungtauben bei einem OLR. Man kann das in der Führung der Tauben kaum vergleichen hinsichtlich der Gesundheit, der Trainingsfreude und der Form der Tauben. Insofern erklären sich an dieser Stelle unterschiedliche Flugverläufe doch zumindest zu einem großen Teil.
Was mir aber am Meisten zu denken gibt sind die allenthalben zu vielen fehlenden Jungtauben. Egal ob OLR (auch schon bei den vorherigen Preisflügen), ob RV-Spiel oder Nationalflug: die Tauben kommen zu schlecht nach. Es ist in jeder Woche so, dass ein Drittel bis die Hälfte der Tauben mehr oder weniger zügig kommt, dann folgen noch einige Tiere mäßig hinterher und dann wird es sehr zäh und schwierig mt dem Nachkommen der Jungtauben und es fehlen zu viele.
Man macht sich viele Gedanken über diese Dinge, aber so wirklich verstehen kann man es manchmal nicht. Es wird viel über erhöhte militärische Aktvitäten gesprochen, Radarüberwachung usw. und es ist sicher vorstellbar, dass das auch bei der Orientierung unserer Tauben, insbesondere Jungtauben, einen negativen Einfluss hat. Aber warum kommen die einen Tauben trotzdem schnell und zügig und weitgehend problemlos und andere, ebenso gut versorgte und geführte Tiere, fehlen einfach? Das ist etwas was man doch nicht versteht. Speziell gestern werden auch die plötzlich recht hohen Temperaturen eine Rolle gespielt haben. Gibt es Tauben, die das besser verkraften als andere?Gibt es in der Vorbereitung und Versorgung der Tauben Wege, die es Tauben bei solchen Bedingungen leichter machen nach hause zu kommen? Sind die Tauben, die es pünktlich heim geschafft haben einfach besser?
Letztens las ich von einem belgischen Sportfreund, der sich bei dem Versuch seinen Bestand zu verstärken, ganz gezielt auf Tauben bzw. direkte Nachzucht von Tauben fokussiert, die sich bei schweren Bedingungen, z.b. Hitzeflügen, durchgesetzt und in der Spitze platziert haben. Er begründete dieses Vorgehen damit, dass er für die Zukunft einfach klimatisch schwierigere Bedingungen für Taubenflüge erwartet, und er daher Tauben benötigt, die so etwas bewältigen. Ich fand diesen Ansatz sehr interessant. Denn er sucht den "Fehler" hinsichtlich der Flugverläufe und der Verluste nicht extern in irgendwelchen Bedinungen, sondern in unserer Zucht und unserer Auslese. Und am Ende bin ich persönlich auch ein Stück weit der Meinung, dass wir seit Jahren die Tauben hier in Deutschland, aber erst recht in Belgien und den Niederlanden, mit der völligen Fixierung auf den Spitzenpreis, einfach falsch selektieren und züchten. Wir benötigen wieder Tauben, die sich auch durchschlagen können, die bei Hitze, Regen, vielleicht auch Gewitter oder ungünstigem Wind nach hause kommen, Tauben, die wir nicht mit zig Medikamenten und Beiprodukten immer schneller machen wollen. Wir müssen da wieder ein Stück weit zurück zu den Wurzeln des Brieftaubensports. Das Steuerungselement an dieser Stelle wären die Meisterschaftsbedingungen. Aber ich fürchte da wird sich in dieser Hinsicht nichts tun. | | | |
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