| Kürzlich hatte ich geschrieben, dass ich einmal die Entwicklung der Tauben- und Züchterzahlen während der Wettflüge der Altreise betrachten möchte. Ich denke dass man mit einer genauen Analyse durchaus Rückschlüsse darauf ziehen kann, ob unser Hobby in der aktuellen Form noch zeitgemäß ist und ob wir nicht grundlegende Reformen angehen sollten, um zumindest die nächsten Jahre im deutschen Brieftaubensport einigermaßen zu sichern.
Aktuell ist selbstverständlich keine gründliche Analyse möglich. Dazu müsste man die Zahlen aller Regionalverbände in Deutschland zusammentragen und analysieren und versuchen Rückschlüsse auf das Programm zu ziehen. Vielleicht nehme ich mir eine solche Analyse für den Herbst einmal vor.
Am vergangenen Wochenende fanden auf unserer Südostrichtung zwei Nationalflüge statt. Ich habe mir also die Zahlen der dort teilnehmenden Regionalverbände einmal angesehen und bereits diese Auswertungen sind für mich sehr interessant.
Am Nationalflug ab Vilshofen nahmen die Regionalverbände 402, 403 und 412 teil mit insgesamt 291 reisenden Schlägen und 5.819 Tauben.
In Relation dazu möchte ich die Zahlen zum Saisonbeginn stellen. Da brachten in diesen drei Regionalverbänden insgesamt 559 Schläge 18.525 Tauben an den Start. Während sich also die Zahl der reisenden Schläge etwa halbiert hat, ist die Zahl der eingesetzten Tauben in Relation zum Saisonbeginn auf weniger als ein Drittel geschrumpft.
Zum Nationalflug St. Pölten brachten in den beiden Regionalverbände 455 und 456 ingesamt 167 reisende Schläge noch 3.676 Tauben an den Start. Begonnen hatte man dort die reise mit insgesamt 295 reisenden Schlägen und 10.259 Tauben. Auch hier sehen wir also ein Sinken der Züchterzahlen auf gut die Hälfte der reisenden Schläge und etwa ein Drittel der Tauben.
Für all die Teilnehmden RVen war dieses das 11. Flugwochenende der Saison und überall sind zwei weitere Flüge geplant, wobei, wenn man dort die Bedingungen für die deutschen Meisterschaften erfüllen will, jeweils noch mindestens ein weiterer 500-Kilometer-Flug absolviert werden muss. Aller Erfahrung nach würden spätestens zu diesem Flug die Teilnehmerzahlen noch einmal sinken.
Dass die Zahlen der eingesetzten Tauben in einem Reisejahr stetig bergab gehen, ist ein Stück weit normal. Verluste durch Greifvögel, verletzte Tauben, schwierige Flugverläufe oder Tauben, die als Partner einer anderen erfolgreichen Taube zuhause gelassen werden fehlen Woche für Woche in den Preislisten, genauso wie jene Tiere, die nicht mehr gereist werden, weil sie die Leistung nicht bringen und Züchter wert auf "hohe Prozente" legen.
Dass aber die Zahl der reisenden Schläge im Lauf der Reisesaison stetig und ab Mitte der Saison oftmals auch rapide abnimmt, kann uns doch insgesamt nicht zufriedenstellen.
Ich vergleiche den Brieftaubensport gerne mit dem Fußball. Man stelle sich einmal vor eine Kreisliga-Saison im Fußball beginnt mit 16 Teams, die jeweils 18 Spieler für die Saison melden. Und nach der Winterpause, also nach 15, 16, 17 Spieltagen treten diverse Mannschaften einfach gar nicht mehr an. Zum Ende der Saison spielen nur noch 8 bis 10 Teams mit und teilweise mit 8 gegen 9 Spielern usw. Die Saison in so einer Liga würde abgebrochen.
In unserem Brieftaubensport aber gilt schon seit langer Zeit: wer am längsten durchhält, der gewinnt am Ende den Pokal, wenn er seine Mannschaft in guter Form behält. Dass die Hälfte der Teilnehmer schon gar nicht mehr dabei ist am Ende der Saison - das interessiert kaum.
Es gibt durchaus verschiedene Gründe dafür warum Sportfreunde in der Saison die Reise einstellen. Es sind nicht immer nur Erfolglosigkeit oder zu große Taubenverluste. Aber wenn schon nach acht oder neun Wochen in der Reise viele Züchter nicht mehr mitmachen, dann läuft aus meiner Sicht doch etwas grundsätzlich verkehrt, denn dann passt doch das Angebot, dass wir über die Reiseprogramme machen, nicht mehr zu dem was viele Sportfreunde gerne möchten. Statt also, wie wieder im letzten Winter geschehen, immer wieder an den Meisterschaftsbedingungen herum zu basteln, sollten wir vielleicht einmal überlegen, wie wir unser Reiseprogramm so gestalten können, dass es für viele Sportfreunde länger attraktiv bleibt und dass es so gestaltet ist, dass alle Züchter die Möglichkeit haben mit Freude lange daran teilzunehmen. | | |
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