| | Wenn wir in etwa vier Wochen unsere Zuchttauben zusammen setzen, dann achte ich bei der Verpaarung neben der Abstammung auch immer darauf, ob die Partner sich auf Anhieb mögen und paarig sind. Ist das nicht der Fall, dann versuche ich so ein Paar gar nicht erst zusammen zu setzen. Aus meiner Sicht kommen aus so einer "Zwangsverpaarung" so gut wie nie brauchbare Tauben. Es sollte schon eine gewisse Harmonie zwischen Vogel und Weibchen herrschen.
Was mir außerdem zunehmend wichtig erscheint ist eine hohe Vitalität der Zuchttiere. Ich meine damit nicht die Form, die man durch Belichtung oder bestimmte Beiprodukte etc. ein wenig ankurbeln kann. Nein, unter "Vitalität" verstehe ich eher etwas, dass man nicht wirklich messen kann. Ich denke man kann es aber erkennen, wenn man die Tauben immer wieder (auch schon weit vor der Verpaarung) beobachtet und wenn man sie auch immer mal wieder in die Hand nimmt. Vitale Tauben sind für mich Tiere, die eine gewisse "Körperspannung" haben. (cih kann es schwer beschreiben). Es gibt Tiere, die haben in der Hand eigentlich alles, was eine gute Taube aus unserer Sicht haben sollte. Von der Muskulatur und vom Körperbau usw. Aber ihnen fehlt so etwas wie "Körperspannung" auf der Muskulatur und im Benehmen. Sie liegen einfach so in der Hand, aber man fühlt an diesen Tieren wenig oder gar nichts. Ich glaube nicht, dass solche Tiere am Ende gut vererben.
Auf der anderen Seite gibt es Tauben, die gar nicht so perfekt in der Hand wirken. Sie haben manchmal einen schwächeren Rücken oder etwas offene Legebeine oder ihr Schwanz neigt dazu ein wenig breit zu werden usw. Aber sie haben diese "Körperspannung" - sie wirken aktiv, ihre Muskulatur reagiert auf Druck mit Gegendruck, sie sind vielleicht "Wringertypen". Wie gesagt: es ist schwer zu beschreiben.
Aber ich bin überzeugt davon dass man aus den Tauben, die zuletzt versucht habe zu beschreiben, eher gute Reisetauben züchtet, als aus einer perfekt in der Hand liegenden Taube mit allem Drum und Dran, welcher irgendwie die Energie und die Spannung und die Vitalität fehlt.
Wenn man versucht in jedem Jahr erfolgreiche Reisetauben, mal jünger und mal älter, in die Zucht zu integrieren, dann bin ich im Übrigen davon überzeugt, dass man diese gewünschte Vitalität viel mehr in den Zuchtschlag einbaut, als wenn man sich ein Sammelsurium von Nachzuchttauben erfolgreicher Tiere in den Zuchtschlag setzt, dass aber selbst nie gereist wurde. Der kürzeste Weg zum Erfolg in der Zucht ist, so scheint es mir, die Zucht aus den erfolgreichen Reisetauben (wenn man von den Reisetauben Jungtiere züchtet) oder die erfolgreichen Reisetauben selbst möglichst schnell in den Zuchtschlag zu setzen. Denn diese Reisetiere haben doch oft die höchste Vitalität.
Ein Beispiel habe ich hier schon einmal niedergeschrieben: im Herbst 2020 haben wir vier erfolgreiche Reisevögel, obwohl sie noch recht jung waren, direkt in den Zuchtschlag gesetzt. In der Zuchtsaison 2021 haben wir erstmals aus diesen Vögeln gezüchtet. Aus drei dieser vier Vögel sind folgende Vögel gefallen.
Der 21-14 mit 10 Preisen 55. bester jähriger in Westfalen
Der 21-26 mit 10 Preisen 4.bester Jähriger im Regionalverband und 9. bester Jähriger in Westfalen ...und
Der 21-30 mit 11 Preisen 2. bester jähriger Vogel der RV und 16. bester jähriger im Regionalverband.
Natürlich hatten die Väter dieser drei jährigen Vögel auch allesamt selbst gut geflogen....aber sie hatten - zumindest aus unserer Sicht - auch einfach die notwendige Vitaliät um gute Nachzucht zu züchten. | | | |
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